Kilroy   Sie kamen an einer Toreinfahrt vorbei. An ihrem Ende war mit Kreide auf die nackte Mauer ein Kilroy gemalt, so etwa:

und rechts und links daneben zwei der geläufigsten englischen Parolen in Krisenzeiten: KEIN BENZIN MEHR und STOPPT MOBILISATION.

»Kein Benzin mehr, allerdings«, sagte Johnny Cantango. »Im ganzen Nahen Osten lassen sie die Raffinerien in die Luft fliegen.« Offensichtlich hatte Nasser über den Rundfunk zu einem heiligen Wirtschaftskrieg aufgerufen.

Es ist möglich, daß Kilroy in dieser Nacht in La Valetta der einzige objektive Beobachter war. Einer weitverbreiteten Legende zufolge hatte er kurz vor Ausbruch des Krieges auf einer amerikanischen Mauer oder Klosettwand das Licht der Welt erblickt. Später tauchte er dann überall dort auf, wo amerikanische Einheiten waren: in französischen Bauernhöfen, nordafrikanischen Betonbunkern oder auf Schottwänden von Truppentransportern im Pazifik. Keiner weiß warum, aber irgendwie hatte er sich den Ruf eines Schlemihls oder Trottels erworben. Seine Nase, die so ulkig über die Mauer hing, war den verschiedensten Angriffen ausgesetzt: Faust, Schrapnell, Machete. Eine Anspielung vielleicht auf die gefährdete Männlichkeit, ein Liebäugeln mit der Kastration; solche Gedanken sind bei einer latrinenorientierten (und natürlich auch bei der Freudschen) Psychologie unvermeidlich.

Doch all das stimmte nicht. Kilroy war schon 1940 ein mittelalter Glatzkopf. Da seine wahre Herkunft vergessen war, konnte er sich mit einer menschlichen Welt gütlich arrangieren, wenn er über seine Vergangenheit, die Zeit, als er noch jung war und lockiges Haar hatte, den Mantel des Schweigens eines Schlemihls legte. Es war eine meisterliche Verkleidung: eine Metapher. In Wirklichkeit nämlich war Kilroy als Bandpaßfilter ins Leben gesprungen, und so hatte er ausgesehen:

   - (v)

 

Nasengraffito US-Amerikaner Hängenase

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme