illerwal
Die Frau liegt
weitoffen, weltoffen auf dem Boden, glitschige Eßwaren über sich gebreitet,
und wird gesteigert um einen Effekt und mehrere Effekten. Nur ihr Mann handelt
mit ihr und handelt ganz allein. Und schon fällt er aus sich heraus in die möblierte
Leere des Zimmers. Nur sein eigener Körper wird ihm halbwegs gerecht und kann
sich im Sport, wenn gewünscht, dröhnen und widerhallen hören. Wie ein Frosch
muß die Frau ihre Beine seitlich anwinkeln, damit ihr Mann in sie möglichst
weit, bis ins Landesgericht für Strafsachen, hineinschauen und sie untersuchen
kann. Sie ist vollgeschüttet und vollgeschissen von ihm, muß aufstehen, die
letzten Hülsen auf den Boden fallen lassen und einen Hausschwamm holen gehen,
den Mann, diesen unversöhnlichen Feind ihres Geschlechts, von sich und dem Schleim,
den sie hervorgerufen hat, zu säubern. Er steckt ihr den rechten Zeigefinger
tief ins Arschloch hinein, und mit pendelnden Zitzen kniet sie über ihm und
schrubbt, Haare in Augen und Mund, Schweiß auf der Stirn, fremden Speichel in
der Halsgrube, den blassen Killerwal dort vor ihr, so lang, bis das freundliche
Licht herunterfällt, die Nacht kommt und dieses Tier aufs neue mit seinem Schwanz
zu peitschen beginnen kann. - Elfriede Jelinek,
Lust
.
Reinbek bei Hamburg 1992 (rororo 13042, zuerst 1989)