euschheitsgürtel
Dem heiligen Thomas ward eine solche Gnade zuteil,
der, von seinen Verwandten wegen seines Eintritts in den genannten Orden eingekerkert,
fleischlich versucht ward, daß er durch eine Hure verführt würde, die von seinen
Verwandten in prächtigem Anzuge und Schmucke zu ihm geschickt ward. Als der
Doktor sie erblickte, lief er zum wirklichen Feuer, ergriff einen Feuerbrand
und jagte die Verführerin zur feuerigen Lust zum Gefängnisse hinaus. Dann fiel
er sofort auf die Kniee zum Gebete um das Geschenk der Keuschheit und schlief
ein. Da erschienen ihm zwei Engel, die zu ihm sagten: „Siehe, wir gürten dich
nach Gottes Willen mit dem Gürtel der Keuschheit, der durch keine spätere Versuchung
gelöst werden kann; und was durch menschliche Tugend, durch Verdienst nicht
erreicht wird, das wird von Gott als Geschenk gebracht." Er fühlte also
das Gürten, d. h. die Berührung durch den Gürtel und wachte mit einem Schrei
auf. Da fühlte er sich mit dem Geschenk solcher Keuschheit begabt, daß er von
eben dieser Zeit an vor jeder Üppigkeit zurückschrak, so daß er ohne Zwang mit
den Frauen nicht einmal reden konnte, sondern vollkommene Keuschheit besaß.
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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris: Der Hexenhammer. München 1985 (dtv klassik,
zuerst 1487)
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