Kerl, komischer  Wie es oft im Traum der Fall ist, gelang es mir nicht, mich durch die Staubschleier und das blendende Sonnenlicht von Port Said auf einen bestimmten Punkt zu konzentrieren. Aber dann entdeckte ich genau in der Mitte der Straße (einer Straße, die tausend anderen glich, die sich, so weit das Auge reichte, zwischen schäbigen Baracken verlor) im grellen Sonnenschein einen Menschen, vielleicht einen Araber, der einen langen, weiten, weißen Burnus und auf dem Kopf eine Art Kapuze trug (so schien es mir jedenfalls), die ebenfalls weiß war. Er ging langsam, beinahe schwankend die Straße entlang, als suche er etwas, oder als zaudere er, oder als sehe er schlecht. Er entfernte sich mit wiegenden Schritten, wie ein Bär, durch die Staublöcher, ohne daß ihn jemand beachtete, und auf dieser Straße und zu eben dieser Stunde schien sich in ihm die gesamte ihn umgebende Welt wie in einem Brennpunkt zu konzentrieren.

Es dauerte nur wenige Augenblicke. Erst als sich mein Blick von dem Mann gelöst hatte, bemerkte ich, daß der Fremde, und vor allem sein ungewöhnlicher Gang, mich tief beeindruckt hatten, ohne daß ich einen Grund dafür angeben konnte. »Sieh doch den komischen Kerl dort hinten!« sagte ich zu meinem Begleiter und erwartete von ihm eine nichtssagende Bemerkung, durch die alles wieder normal würde (denn in mir regte sich eine gewisse Unruhe). Noch während ich sprach, blickte ich wieder die Straße hinunter und beobachtete den Mann.

»Welcher komische Kerl?« fragte mein Begleiter. Ich antwortete: »Den dort, der mitten auf der Straße geht.«

In diesem Augenblick verschwand der Mann.  - Dino Buzzati, Die Maschine des Aldo Christofari. Frankfurt am Main 1985
 

 

Kerl

 

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