aviar
Die Schwalben, die ich letzten Sommer großgezogen habe, in einem
Schuhkarton, der auf einem Heizkissen stand, waren gerade erst aus dem Ei geschlüpft.
Die waren so klein, dass ich zuerst dachte, die haben gar keine Chance. Dann
habe ich Futter hergestellt, so wie es mir Ornithologen aus dem Alpenzoo in
Innsbruck beschrieben haben: Das Beste, der Kaviar für die Vögel, sind die Ameiseneier,
beziehungsweise Ameisenpuppen, die man aus der Erde graben muss, was kompliziert
ist, weil die Ameisen einem an der Hand hochkriechen und die Eier zu retten
versuchen. Dann nimmt man tiefgefrorenes Rinderherz, reibt es auf der Parmesanreibe,
dann kocht man Quark und presst ihn durch eine Windel trocken, dazu kommt, wegen
der Mineralien und des Kalks, im Mörser pulverisierte Schneckenschale, noch
Vitamintropfen
und sehr viel Spucke. Kein Wasser, alles wird mit Spucke angerührt. -
Anita Albus, Berliner Zeitung vom 11./12. März 2006