Katzen in Rom
Die Katzen - nicht Vagabunden, aber herrenlos, eingeschlafen in der Sonne auf pflasterlosen Straßen oder wartend auf eine schenkende Hand vielleicht zwischen Ruinen, die Katzen, unsterblich auf so demütige Art, fordern die Zeit heraus, dauern durch alle Wechsel, ohne von der Geschichte zu wissen, die Gebäude errichtet oder sie in noch schönen Stücken stürzen läßt, edle Stützen heute für diese Gestalten: frei. Fester Blick aus grünen Augen, blond das Fell, erleuchtete Ruhe. Aufgerichtet neben einem Marmor, überlebender Rest einer Säule, putzt sich eine glücklich und schön mit der glattgeleckten Pfote. Katzen. Angesichts der Geschichte sensibel, ernst, einsam, voll Unschuld. |
- Jorge Guillén, nach
(arc)
Katzen, römische (2)
Römische Nächte
Strenger Himmel, sieh nieder auf mich! Strenge Welt - Strenge Unterwelt! Unter dem Himmel des Pantheon brüllt eine Hebeskranke Katze - Ich habe Abende gesehn wie Theaterstücke Kulissen von Gassen und Menschen wie Masken ein Schattenspiel aufführend im Gegenlicht der Kneipen gestikulierend mit eingebildeten Degen eingebildeten Söldnertruppen. Und die Armeleuteschlange windet sich mit Suppenschüsseln hinauf zur kryptischen Küche in der Mauer des Quirinals. Und vom Tiber her dampfen rauhe Wintemebel - Irgendwo in dieser Stadt muß der kritische Stein zu finden sein der dem Fuß nachgibt der eines Schrittes harrt, um ihm nachzugeben so daß man Hals über Kopf abstürzt in die Unterwelt der Substrukturen - Irgendwo in der Nacht steht schneeumhüllt der weiße Sorakte Das antike Wasser klingt - Auch blieb ich stehn und sah ein Katzenjunges großäugig, zum ersten Mal oben auf der Erde neugeboren aus dem Rinnsteinloch daneben ganz erfüllt vom Rattenspiel mit einem Fleischfetzen nichts ahnend von Hunde- und Vespa-Gefahren Ich dachte: Du weißt mehr von der Unterwelt als ich Wo bist du geboren? In einem schmutzigen Abzugsloch oder in einem halb zusammengestürzten Gemach wo noch eine Aphrodite aus Marmor unentdeckt ruht jungfräulich, ungesehn über mehr als tausend Jahre hin War es in ihrem Schoß wo die magere schmutzige Katze mit dir niederkam? Unter dem Himmel des Pantheon brüllt eine Katze liebeskrank Ich bete für alle meine Mitkatzen Strenge Unterwelt! |
- Gunnar Ekelöf, nach
(arc)
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