Katze,
schreckhafte (2) All seine geistige Tätigkeit blieb manchmal
in einem Gedanken hängen. Dachte er an eine fremde Person, oder stellte er sie
sich lebhaft vor, so war es ihm, als würde er sie selbst; er verwirrte sich
ganz, und dabei hatte er einen unendlichen Trieb, mit allem um ihn im Geiste
willkürlich umzugehen - die Natur, Menschen, nur Oberlin ausgenommen, alles
traumartig, kalt. Er amüsierte sich, die Häuser auf die Dächer zu stellen, die
Menschen an- und auszukleiden, die wahnwitzigsten Possen auszusinnen. Manchmal
fühlte er einen unwiderstehlichen Drang, das Ding, das er gerade im Sinne hatte,
auszuführen, und dann schnitt er entsetzliche Fratzen, Einst saß er neben Oberlin,
die Katze lag gegenüber auf einem Stuhl. Plötzlich wurden seine Augen starr,
er hielt sie unverrückt auf das Tier gerichtet; dann glitt er langsam den Stuhl
herunter, die Katze ebenfalls: sie war wie bezaubert von seinem Blick,
sie geriet in ungeheure Angst, sie sträubte sich scheu; Lenz mit den nämlichen
Tönen, mit fürchterlich entstelltem Gesicht; wie in Verzweiflung stürzten beide
aufeinander los - da endlich erhob sich Madame Oberlin, um sie zu trennen. - Georg Büchner, Lenz
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