Kassiererin   Einmal fand Mascha einen Pilz, pflückte ihn und trug ihn zum Markt. Auf dem Markt bekam Mascha eins über den Kopf, und ihr wurde angedroht, auch noch eins an die Beine zu kriegen. Mascha erschrak und lief weg.

Mascha lief in den Konsum und wollte sich hinter der Kasse verstecken. Doch der Konsumchef bemerkte Mascha und sagte: »Was hast du da in der Hand?« Mascha sagte: »Einen Pilz.« Der Chef sagte: »Na, na, du bist mir ja eine Schelmin. Möchtest du, daß ich dich anstelle?« Mascha sagte: »Das machst du ja doch nicht.« Der Chef sagte: »Und ob ich es mache!« Und er stellte Mascha an, die Kassenkurbel zu drehen.

Mascha drehte die Kassenkurbel, und plötzlich starb sie. Kam die Miliz, setzte ein Protokoll auf und verlangte vom Chef 15 Rubel Strafe. Der Chef fragte: »Wofür die Strafe?« Die Miliz sagte: »Für Mord.« Der Chef erschrak, entrichtete schleunigst die Strafe und sagte: »Schafft aber die tote Kassiererin weg.«

Aber der Verkäufer vom Obststand sagte: »Nein, das stimmt nicht, Kassiererin war sie nicht. Sie hat nur die Kassenkurbel gedreht. Da, dort sitzt die Kassiererin!« Die Miliz sagte: »Uns ist das egal. Wir haben Anweisung, die Kassiererin fortzuschaffen, also machen wir's auch.«

Ging die Miliz auf die Kassiererin zu. Die Kassiererin legte sich auf den Fußboden hinter die Kasse und sagte: »Ich komm nicht mit.« Die Miliz fragte: »Warum willst du nicht mitkommen,  Dummchen?«  Die Kassiererin sagte: »Ihr begrabt mich bei lebendigem Leibe.«

Die Miliz versuchte die Kassiererin hochzuheben und aufzustellen, schaffte es aber nicht, denn die Kassiererin war sehr dick.

»Faßt sie an die Beine«, sagte der Verkäufer vom Obststand.

»Nein«, sagte der Chef, »diese Kassiererin dient mir als Frau, Darum bitte ich, sie unten nicht zu entblößen.« Die Kassiererin sagte: »Habt ihr gehört? Erlaubt euch nicht, mich unten zu entblößen.«

Die Miliz faßte die Kassiererin unter die Achseln und schleifte sie hinaus.

Der Chef befahl den Verkäufern, das Geschäft aufzuräumen und mit dem Verkauf zu beginnen.

»Und was machen wir mit der Toten?« fragte der Verkäufer vom Obststand und zeigte auf Mascha.

»Du liebes bißchen«, sagte der Chef, »wir haben ja alles falsch gemacht! In der Tat, was machen wir mit der Toten?«

»Und wer soll an der Kasse sitzen?« fragte der Verkäufer vom Obststand. Der Chef griff sich an den Kopf. Er stieß die Äpfel auf dem Tisch mit dem Knie auseinander und sagte: »Da haben wir's, so was Blödes.« »So was Blödes«, sagten die Verkäufer im Chor. Plötzlich rieb sich der Chef den  Schnurrbart und sagte: »Hä-hä! So leicht reinzulegen bin ich nicht. Wir setzen die Tote an die Kasse, vielleicht merken die Kunden nicht, wer da an der Kasse sitzt.«

Sie setzten die Tote an die Kasse, klemmten ihr eine Papirossa zwischen die Zähne, damit sie einen lebendigen Eindruck machte, und steckten ihr, um den Eindruck zu vervollkommnen, den Pilz in die Hand.   - (charms)

Kassiererin (2)  An der Kasse des Café Certâ, oder für Augenblicke am hinteren Tisch sich die Zeit vertreibend, eine hebenswürdige und hübsche Dame mit einer so sanften Stimme, daß ich, ich gestehe es, früher oft Louvre 54-49 anrief, allein der Freude wegen, sie sagen zu hören: »Nein, Monsieur, es hat niemand nach Ihnen gefragt« oder auch »Es ist keiner von den Dadas hier, Monsieur.« Hier hört sich das Wort Dada etwas anders an als anderswo, klingt viel harmloser. Es bedeutet weder Anarchie noch Anti-Kunst noch all das, was den Journalisten1 solche Angst einjagte, daß sie es vorzogen, dieser Bewegung lieber den Namen Cheval d'enfant zu geben. Dada zu sein ist keine Schande, das Wort bezeichnet nichts weiter als eine Gruppe von Stammgästen, junge, manchmal vielleicht etwas laute, aber sympathische Leute. Man sagt: ein Dada wie man sagt: ein blonder Herr. Das eine Unterscheidungsmerkmal ist so gut wie das andere. Zudem ist Dada so gang und gäbe geworden, daß man hier einen Cocktail so nennt.

1 Ich werde auf dieser Welt zusammen mit einigen Menschen gelebt haben, die so lauter sind wie die Sterne am Himmel eines Sommerabends (mit André Breton, zum Beispiel), von allen verachtet, beschimpft und bespuckt. Doch sollten meine Worte eines Tages heilig werden, sage ich euch: sie sind es schon, mag man mich auch von ferne lachen hören. Sie werden euren elenden Zwecken nicht dienen, Leute, die ihr uns zu verhöhnen meint, Lumpengesindel. Und wenn ich Journalist sage, sage ich immer Schmierfink. Rechnet euch diesen Titel in L'Intran, Comcedia, L'CEuvre, den Nouvelles Litteraires etc. zur Ehre an, Arschlöcher, Kanaillen, Dreckskerle, Säue. Ihr seid ohne Ausnahme glatzköpfige Wanzen und bärtige Läuse, ihr werdet euch nicht ungestraft hinter den Zeitschriften und zweifelhaften Publikationen verschanzen. All das stinkt. Nach Tinte. Nach zerquetschtem Kakerlak. Nach Schmutz. Verreckt allesamt, die ihr vom Leben anderer lebt, von dem, was sie lieben und was sie verdrießt. Verrecken sollen sie, deren Hand eine Feder hält und die das, was ich sage, paraphrasieren.

 - (ara)

Kassiererin (3)

- Georges Pichard

 

Beruf Laden

 

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