Der Handel mit Kartoffeln bzw. die Abgabe an Dritte ist über den Begriff „Lagern“ von dieser Bestimmung mit betroffen. Die Bestimmung wurde erlassen, um das Risiko einer Einschleppung der „Bakteriellen Ringfäule“ sowie der „Bakteriellen Schleimkrankheit“ der Kartoffel aus Polen soweit wie möglich zu mindern.
Der polnische Pflanzenschutzdienst hat informiert, dass nur korrekt verplombte
Lieferfahrzeuge tatsächlich wie vorgeschrieben in Polen phytosanitär abgefertigt
worden sind. Von polnischer Seite wird darum gebeten, dass verplombte Fahrzeuge
nur in Beisein des hiesigen Pflanzenschutzes geöffnet werden. Dies erleichtert
gegebenenfalls die Rückverfolgung eines möglichen Befalls.
-
Schmalstieg, Berliner Amtliche Pflanzengesundheitskontrolle, im Auftrag
Kartoffeln (außerirdische)
- Calvin J. Hamilton
Kartoffel (theatralische) ;Später,
der Schauspieler Thieme sitzt an einem anderen Tisch, erzählt der Regisseur
Luc Perceval, wie das ist, mit ihm und Thieme: In einem Zen-Kloster
fragt ein Schüler den Meister
nach der Erleuchtung. "Wenn man beim Schälen der Kartoffel an Gott denkt",
sagt der Meister, "hat das mit Erleuchtung nichts
zu tun. Erleuchtung ist, wenn man beim Schälen der Kartoffel die Kartoffel schält."
Pause. "Thomas Thieme ist meine Kartoffel." -
Peter
Michalzik
, FR vom 24. Juli 2007
Kartoffel (französische) Gavarni
hat einmal auch Balzac auf den Opernball geführt.
Balzac stieg in seiner weißen Mönchskutte
auf eine Bank, seine Äuglein funkelten, er hob sein Gesicht à la Rabelais, seine
Nase wie eine kleine Kartoffel, und betrachtete alles.
- (
gon
)
Kartoffeln (gespenstische) ;Die
Kartoffeln, die Arp mir zeigte waren ein
Symbol der ganzen Weltlage. Es waren Kartoffeln, aber sie hatten weder die Form
noch die Farbe richtiger Erdfrüchte. Sie lagen da, als hätte sie der Wind zusammengeweht
wie Blätter, ohne Substanz und eigenen Willen. Sie hatten nicht die gesunde
Farbe des braunen Erdbodens sondern leuchteten blaß in einem merkwürdig gespenstischen
Gelbgrün. - Richard Huelsenbeck,
Reise bis ans Ende der Freiheit. Autobiographische Fragmente. Heidelberg 1984
Kartoffeln (deutsche) ;Eurer
Exzellenz melden wir gehorsamst, daß die neu gezüchtete Kartoffel-Serie des
Herrn Kamecke-Streckenthin »Hindenburg« den Sieg errungen hat gegenüber 19 anderen
Sorten im Durchschnitt der 30 über das Deutsche Reich verteilten Versuchsfelder
mit dem glänzenden Ertrage von 279,1 Doppelzentner und darin 50 Doppelzentner
Stärke für das Hektar. Die Heimarbeit der deutschen Landwirtschaft hat nicht
geruht, die unter Führung »Hindenburgs« wieder steigende Kartoffelernte sichert
die Ernährung für Volk und Heer. Für die Deutsche Kartoffelkulturstation des
Vereins der Spiritusfabrikanten in Deutschland am Institut für Gärungszwecke,
gez. A. Säuberlich, M. Delbrück, C. v. Eckenbrecher. TELEGRAMM AN GENERALFELDMARSCHALL
v. HINDENBURG. 19. Februar 1917 - Nach (
enc
)
Kartoffel (außerirdische, 2)
Kartoffeln (preußische) Patata, Potato, Tartuffel, Erdäpfel, Bulwen . . . Raleigh oder Drake sollen sie nach Europa verschleppt haben. Doch da sie aus Peru kommen, sind es die Spanier zur Zeit der Äbtissin Margarete Rusch gewesen. Shakespeare muß sie als Gegenstand hymnischer Anrufung gekannt haben, wenn er Falstaff sagen läßt: »Nun mag der Himmel Kartoffeln regnen!« -wobei eingeschränkt werden muß: Shakespeare hat die süße Kartoffel gemeint, eine Delikatesse, die teuer schon im Handel war, als unsere gemeine Kartoffel wie alle fremdländischen Nachtschattengewächse (Tomaten, Auberginen) noch unter Verdacht stand, von der Inquisition hochnotpeinlich befragt und verurteilt, auf Scheiterhaufen verbrannt und sogar als Viehfutter verschmäht wurde.
Zuerst haben die hungernden Iren sie angebaut. Parmentier hat sie Frankreich geschenkt, worauf sich die Königin Marie Antoinette mit Kartoffelblüten geschmückt hat. Graf Rumford hat sie den Bayern beigebracht. Und wer half uns Preußen?
Heute essen wir: mehlige Salzkartoffeln, rohe Kartoffeln gerieben, in krauser
Knochenbrühe gekochte, Petersilienkartoffeln oder nur Pellkartoffeln mit Quark.
Wir kennen Kartoffeln mit Zwiebeln gedämpft oder in Senfsoße, Butterkartoffeln,
mit Käse überkrustete, gestampfte, in Milch gekochte, in Folie gebackene, winterliche
Lagerkartoffeln, Frühjahrskartoffeln. Oder solche in grüner Soße. Oder Kartoffelmus
mit verlorenen Eiern. Oder thüringische, vogtländer, hennebergische Kartoffelklöße
in weißer Soße mit Semmelbröseln. Oder in Jenaer Glas mit Käse oder, wie es
die Brüder Nostiz taten, mit Krebsbutter überbacken. Oder (in Kriegszeiten)
Kartoffelmarzipan, Kartoffeltorte, Kartoffelpudding. Oder Kartoffelschnaps.
Oder die Hammelkartoffeln meiner Amanda, wenn sie (auf Feiertage) zu Hammeldünung,
in Nierentalg angebraten, gevierteilte Bulwen tat, mit Wasser auffüllte und
so lange kochte, bis der Sud eingekochte war. Jetzt erst löschte Amanda die
Hammelkartoffeln mit Braunbier. Oder ihre Kartoffelsuppe, die das Gesinde der
königlich-preußischen Staatsdomäne Zuckau alltäglich am Abend löffelte, wenn
der Himmel seine Tinte ausgoß und der Wald näher- und näherrückte. - (but)
Kartoffeln (italienische) Die Kartoffeln
auf dem Boden. Ausgetrieben. Die Kartoffeln sind ja Tiere. Aus ihrem knolligen
Körper strecken sie einen sonderbaren Kopf mit langem Hals. Hals und Kopf grün,
der Körper erdfarben. Sonderbare Tiere. Zu frisch der Kopf für diesen verkommenen
Körper. Wie . . . was denn? Aber, aber, wohin gehen die Gedanken ... je nun,
auch aus dem Körper der Hunde reckt sich manchmal ein zartes rosa Fleisch, einziehbar
und feinfühlig wie Schneckenfühler. Sogar . . . Sonderbare
Tiere, auch die Hunde. Doch was für ein Schrecken! Die Kartoffeln
nennen wir ebenfalls . . . also sagen wir Hündlinge. Ein schönes
Wort: «Schäl die Hündlinge und schneid sie in dünne
Scheiben!» Ha, ha! Sicher steckt da etwas Mysteriöses in diesen zarten Köpfen
der Kartoffeln, das heißt der Hündlinge. Mysteriös, kein Lachen
jetzt und keine Witze mehr, auch keine inneren Gespräche: man muß sich im dunkelsten
Grund seiner Seele konzentrieren und nachdenken, nein, darauf hoffen, von der
Offenbarung durchdrungen zu werden. Die Offenbarung der zarten Köpfe. Verflixt, jetzt haben wir unsere Heiterkeit verloren. Nur noch Schrecken, Gelähmtheit,
Traurigkeit. - Tommaso Landolfi, Der Tod des
Königs
von Frankreich. Nach
(land)