anu   Basil Ringrose berichtet von einem bemerkenswerten Gefecht, bei dem die Bukaniere Kanus nicht einfach nur als Transportmittel benutzten, sondern als Kampffahrzeuge, mit denen sie in Sichtweite des Hafens von Panama drei spanische Kriegsschiffe angriffen. Am 23. April 1680 näherten sich die Bukaniere dem Ankerplatz von See her. 68 Mann waren auf fünf Kanus und zwei schwere Piraguas verteilt. Die Kriegsschiffe wußten, daß Bukaniere in der Nähe waren, und kaum hatten sie die Angreifer entdeckt, lichteten sie die Anker und nahmen Fahrt auf. Die Bukaniere waren vom stundenlangen Paddeln erschöpft, doch es gelang ihnen, in Luv der Schiffe zu kommen.

Von ihren wackeligen Einbäumen aus eröffneten sie mit ihren langläufigen Musketen ein Feuer von verheerender Treffsicherheit. Gleich bei der ersten Salve starben mehrere Männer an Deck des ersten Schiffes. Das Flaggschiff des Admirals war das nächste, das die Entschlossenheit der Angreifer zu spüren bekam. Eine Kugel streckte den Rudergänger nieder. Das Schiff drehte in den Wind, die Segel schlugen back. Die Bukaniere kamen unter das Heck des Schiffes, setzten dabei den Beschuß fort und töteten jeden Matrosen, der versuchte, ins Ruder zu greifen. Außerdem zerschossen sie Großschot und Großbrasse (Taue, mit denen das Großsegel bedient wird).

Das dritte Schiff wollte dem Admiral zu Hilfe eilen, wurde aber von einem Kanu abgefangen und angegriffen. Unterdessen hatte das erste Schiff gewendet und versuchte, den anderen zu helfen. Die Bukaniere erschossen so viele Mitglieder der Besatzung, daß kaum noch genug Leute zum Bedienen der Segel an Bord waren. Dann verkeilten sie das Ruderblatt des Flaggschiffs und machten es endgültig manövrierunfähig. Zwei Drittel der Besatzung und der Admiral waren tot, und die Überlebenden ergaben sich. Zwei Explosionen erschütterten eines der beiden anderen Schiffe, und die Bukaniere konnten es ebenfalls entern und kapern. Das dritte Schiff konnte entkommen.

Ringrose begab sich an Bord der beiden Schiffe. Die Folgen der Explosionen und des Beschusses auf dem ersten waren entsetzlich: »Nie zuvor hatte sich mir ein so schrecklicher Anblick dargeboten, denn wir fanden keinen einzigen Mann vor, der nicht tot oder schwer verwundet gewesen wäre oder durch das Pulver nicht so gräßliche Verbrennungen davongetragen hätte, daß die schwarze Haut an mehreren Stellen weiß verfärbt war, weil das Pulver sie vom Fleisch und von den Knochen gerissen hatte.« Auf dem Schiff des Admirals hatten von 86 Männern nur 25 überlebt: »Das Blut lief in Strömen übers Deck; kaum ein Fleck auf dem Schiff, der nicht voll Blut war.« - David Cordingly, Unter schwarzer Flagge. Legende und Wirklichkeit des Piratenlebens. München 2001 (dtv 30817, zuerst 1995)

Kanu (2) »Ich glaube, mein Kanu wird schon verdorben sein, aber ich werde hingehen und sehen, in welchem Zustand es ist.«

Er kam hin und fand es nicht. Es war nicht mehr dort, wo er es   gelassen   hatte.   Der   Mann   setzte   sich   neben   den Jatobábaum und dachte nach, was mit dem Kanu geschehen sein könnte. Bald daraufhörte er ein Geräusch im Wald, und wenig später sah er, daß es das Kanu war, das allein zu seinem Platz zurückkehrte.

»Was ist das? Mein Kanu wird zu etwas Lebendigem? Es wird ein Tier!«

So sprach er und schaute. Er sah, daß das Kanu Augen hatte, eines auf jeder Seite des Bugs.

›Ich will einsteigen‹, dachte er. Und er setzte sich hinein und sagte: »Kannst du mich forttragen?«

Das Kanu rührte sich ein wenig und ging dann in die Richtung des Sees. Sobald es ins Wasser kam, begannen die Fische hineinzuspringen. Das Kanu fraß sogleich alle Fische.

Und im selben Augenblick sprangen wieder Fische hinein.

Diese gab Igaranhá seinem Herrn. Dann stieg das Kanu aus dem Wasser und kroch zu seinem Platz im Wald. Als es beim Jatobäbaum angekommen war, nahm der Mann die Fische, stieg aus und sprach:

»Bleib schön ruhig hier, ich werde wiederkommen.«

Als er dies gesagt hatte, ging er mit seinen Fischen nach Hause. Dort fragte ihn seine Frau: »Wo hast du so viele Fische gefangen?«

»Ich habe einen sehr guten Platz zum Fischen gefunden.« Einige Tage später sagte er zu seiner Frau, daß er wieder fischen gehen wolle. Er ging hin und fand das Kanu nicht unter dem Jatobábaum. Es war unterwegs. Nach einiger Zeit hörte er etwas kriechen. Es war das Kanu, das kam. Sein Herr blieb sitzen und schaute. Das Kanu kam an, blieb stehen und schaukelte ein wenig hin und her.   - Südamerikanische Indianermärchen. Hg. Felix Karlinger und Elisabeth Zacherl. München 1992 (Diederichs, Märchen der Weltliteratur)

Schiff
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