anon Man muß den Herrn in Einfalt suchen: Nobis curiositate non opus est post Christum Jesum, nec inquisitione post Evangelium.
Der kämpferische Kirchenreformer PETRUS DAMIANI schreibt im Ingreß
eines Briefes eine vehemente Invektive gegen alle weltlichen Wissenschaften.
Er zählt sehr eloquent eine Reihe von Autoren auf, die
ihm nichts bedeuten: Plato, Pythagoras,
Nikomachos, Euklid, die Peripatetiker, die Dichter,
Rhetoren usw. - dagegen sucht er die höchste Wahrheit, die auf Erden ans Licht
trat; die Passage mündet ein in Paulus-Zitate. - Es darf nicht unerwähnt bleiben,
daß es in der christlichen Tradition sehr wohl Voten für eine weltliche Bildung
gibt. - Paul Michel, nach: Stammen / Weber (Hg.):
Wissenssicherung, Wissensordnung und Wissensverarbeitung. Das europäische Modell
der Enzyklopädien. Berlin 2004
Kanon (2) Die Gewißheit, daß
irgendein Regal in irgendeinem Sechseck kostbare Bücher
barg und daß diese Bücher unzugänglich waren, schien nahezu unerträglich. Eine
blasphemische Sekte schlug
vor, man solle die Suche einstellen, alle Menschen sollten Buchstaben und Zeichen
so lange durcheinanderwürfeln, bis sie auf Grund einer unwahrscheinlichen Gabe
des Zufalls diese kanonischen Bücher zusammenbrächten.
Die Behörden sahen sich gezwungen, strenge Anordnungen zu erlassen. Die Sekte
verschwand, aber in meiner Kindheit habe ich alte Männer gesehen, die sich lange
auf dem Abtritt verbargen, mit ein paar Metallscheiben
in einem verbotenen Würfelbecher, und debil die göttliche Unordnung
nachahmten. - Jorge Luis Borges, Die Bibliothek von Babel. Nach
(bo3)
|
||
|
||