Kampfansage  »Ziegenhaut!« sagte Kate.

»Schweinsblase!« sagte Amelia und plumpste mit einem kümmerlichen Sprung vom Pferd. Kate versuchte ebenfalls, sich der Länge nach von ihrem Reittier, der roten Kuh, herabzulassen, aber ob es nun daran lag, daß sie zu fette Füße hatte und daher wie die Braut am Eheband in den Steigbügeln hing oder daß sie einfach unfähig war, ein so großes Gewicht an bebendem und entrüstetem Fleisch zu heben, ist schwer zu sagen, da hing sie jedenfalls, mit herausgestrecktem Hintern, bis Amelia, mit vor Wut weitgespreizten Fingern, sie herauspflückte und vor sich hinstellte.

»Jetzt«, sagte Amelia, »werden wir zum ersten Mal im Leben einen gerechten Kampf ausfechten, denn du hast niemanden als dich selbst, auf den du zurückfallen könntest, und eine von uns wird diesen Platz nicht lebend verlassen. Wenn ich den Sieg davontrage, werde ich dein Herz an jenem Erdnußbaum dort aufhängen und die Leber zur Gesellschaft daneben befestigen, als Warnung für hurende Weibsstücke. Wenn du es bist, kannst du tun, was dir beliebt, aber um deine träge Einbildungskraft und dein fruchtloses Denken zu lenken, möchte ich sagen, daß ich immer die phantastische Vorstellung hatte, in die Äste eines Baumes gelegt zu werden, wenn die ganze Seele aus mir gewichen ist, weder Stoff noch Faden zwischen mir und dem Vergnügen der Vögel!« Und daraufhin begann sie die Sache mit einer Ohrfeige.   - Djuna Barnes, Ryder. Nach: D. B., Hinter dem Herzen. Berlin 1994

Kampfansage (2)  Ich habe den Kampf angesagt allem, was ich höre sehe und rieche. Ich reiße die Nase auf die Ohren und die Augen, um zu riechen zu hören zu sehen. In den Camembert steck ich die Nase und rieche Frankreich die Saöne entlang und schmeiß ihn weg, den Käs in den Abfalleimer unterm Waschbecken. Ich stehe da mit steifem Kreuz, weil ich alt bin, und alt geworden bin, weil ich soviel stand, um mit Verstand alt zu werden und seh die Wiesenpflanzen, an die der Wind rüttelt und das durcheinander geschüttelte Grün beschäftigt mich und ich flehe Buddha an, schick mir eine Kuh, die das Grün wegfrißt. Ich mach den Mund auf und und mach den Mund zu, wenn ich den Mund langsam aufmach, hab ich eine Feuchtigkeitsblase zwischen den Lippen, die etwas später platzt. Am schlimmsten ist das Hören. Wenn mich etwas verrückt macht, ist es das Hören; denn Ich hör zu viel, ich hör auch zu gut, es ist auch so laut und fast alles ist laut, am lautesten sind die Kinder, und Kinder mag ich nicht. Es muß was Schlechtes sein in mir, daß ich die Kinder nicht mag. Die Kinder sind doch die Zukunft, aber die Zukunft mag ich nicht; deshalb meine Antipathie für Kinder, weil sie in die Zukunft laufen, unaufhaltsam. Auch ich schau in die Zukunft, tupf meinen Stock auf eine Pflanze der Wiese vor meinen Schuhn und hab eine Wut auf den Wind, weil er mir die Ohren taub macht und das Gehirn einhüllt mit seinem Gesäusel, als war auch ich ein Kind, das das mag. Ich haß das wie ich alles hasse was meiner Übersichtsmöglichkeit einen Abbruch tun könnte. - (acht)

 

Kampf

 

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