ampf  Der Kopf bleibt allein übrig; ich muß den Kopf oberhalb der Haube packen und nicht wieder loslassen.

Er stand still, schaute noch einmal mit den roten Augen auf den schlafenden Nag, und dann ... dann sprang er. Der Kopf lag an der Wand des Gefäßes an, und somit hatte Rikki einen Augenblick Zeit, sich gegen das Gefäß zu stemmen und zuzubeißen, bis er seine Zähne aufeinander fühlte. Und dann begann der Kampf. Rikki wurde gezerrt und geschüttelt und hin und her geschleudert wie eine Ratte, mit der ein Hund sein grausames Spiel treibt, schlug auf den Steinboden, gegen die Wand in kurzen Stößen oder weiten Schwüngen. Aber in seinen Augen saß die rote Wut, und er hielt fest, fest an dem großen Körper, der gewaltig hin und her peitschte und mit hohlem Klange gegen die Mauern und die Badewanne hämmerte. Und trotz der Stöße und Schläge preßte Rikki die Zähne fester und fester aufeinander, denn er war ganz darauf gefaßt, zu Tode geschlagen zu werden, aber zur Ehre seines Geschlechts wollte er mit geschlossenen Kiefern sterben. - Rudyard Kipling, , Rikki Tikki Tavi, nach (ki)

Kampf (2) Rings um uns hoben sich die Leiber aus dem Stein, zusammengedrängt zu Gruppen, ineinander verschlungen oder zu Fragmenten zersprengt, mit einem Torso, einem aufgestützten Arm, einer geborstnen Hüfte, einem verschorften Brocken ihre Gestalt andeutend, immer in den Gebärden des Kampfs, ausweichend, zurückschnellend, angreifend, sich deckend, hochgestreckt oder gekrümmt, hier und da ausgelöscht, doch noch mit einem freistehenden vorgestemmten Fuß, einem gedrehten Rücken, der Kontur einer Wade eingespannt in eine einzige gemeinsame Bewegung. Ein riesiges Ringen, auftauchend aus der grauen Wand, sich erinnernd an seine Vollendung, zurücksinkend zur Formlosigkeit. Eine Hand, aus dem rauhen Grund gestreckt, zum Griff bereit, über leere Fläche hin mit der Schulter verbunden, ein zerschundnes Gesicht, mit klaffenden Rissen, weit geöffnetem Mund, leer starrenden Augen, umflossen von den Locken des Barts, der stürmische Faltenwurf eines Gewands, alles nah seinem verwitterten Ende und nah seinem Ursprung. Jede Einzelheit ihren Ausdruck bewahrend, mürbe Bruchstücke, aus denen die Ganzheit sich ablesen ließ, rauhe Stümpfe neben geschliffner Glätte, belebt vom Spiel der Muskeln und Sehnen, Streitpferde in gestrafftem Geschirr, gerundete Schilde, aufgereckte Speere, zu rohem Oval gespaltner Kopf, ausgebreitete Schwingen, triumphierend erhobner Arm, Ferse im Sprung, umflattert vom Rock, geballte Faust am nicht mehr vorhandnen Schwert, zottige Jagdhunde, die Mäuler verbissen in Lenden und Nacken, ein Fallender, mit dem Ansatz des Fingers zielend ins Auge der über ihm hängenden Bestie, vorstürzender Löwe, eine Kriegerin schützend, mit der Pranke ausholend zum Schlag, mit Vogelkrallen versehne Hände, Hörner aus wuchtigen Stirnen ragend, sich ringelnde Beine, mit Schuppen besetzt, ein Schlangengezücht überall, im Würgegriff um Bauch und Hals, züngelnd, die scharfen Zähne gebleckt, einstoßend auf nackte Brust. Diese eben geschaffnen, wieder erlöschenden Gesichter, diese mächtigen und zerstückelten Hände, diese weit geschwungnen, im stumpfen Fels ertrinkenden Flügel, dieser steinerne Blick, diese zum Schrei aufgerissnen Lippen, dieses Schreiten, Stampfen, diese Hiebe schwerer Waffen, dieses Rollen gepanzerter Räder, diese Bündel geschleuderter Blitze, dieses Zertreten, dieses Sichaufbäumen und Zusammenbrechen, diese unendliche Anstrengung, sich emporzuwühlen aus körnigen Blöcken. - Peter Weiss, Die Ästhetik des Widerstands. Frankfurt am Main 1988 (es 1501, zuerst 1975 ff.)

Kampf (3)  Der Kampf zwischen Menschen besteht eigentlich aus zwei verschiedenen Elementen, dem feindseligen Gefühl und der feindseligen Absicht. Wir haben das letztere dieser beiden Elemente zum Merkmal unserer Definition gewählt, weil es das allgemeine ist. Man kann sich auch die roheste, an Instinkt grenzende Leidenschaft des Hasses nicht ohne feindliche Absicht denken, dagegen gibt es viele feindselige Absichten, die von gar keiner oder wenigstens von keiner vorherrschenden Feindschaft der Gefühle begleitet sind. Bei rohen Völkern herrschen die dem Gemüt, bei Gebildeten die dem Verstande angehörenden Absichten vor; allein dieser Unterschied liegt nicht in dem Wesen von Roheit und Bildung selbst, sondern in den sie begleitenden Umständen, Einrichtungen usw.: er ist also nicht notwendig in jedem einzelnen Fall, sondern er beherrscht nur die Mehrheit der Fälle, mit einem Wort: auch die gebildetsten Völker können gegeneinander leidenschaftlich entbrennen. - Clausewitz, Vom Kriege

Kampf (4)

Schon kommen sie vom Schimpfen, Schrei'n und Schmähen
Zum Schwerterziehn, und wildes Eisen schallt.
So fängt der Wind kaum merklich an zu wehen,
Dann schüttelt er die Esch' und Eich' im Wald,
Dann läßt er dunkeln Staub empor sich drehen,
Dann stürzt er Bäum' und Häuser mit Gewalt,
Senkt Schiff ins Meer und braust heran mit Wettern,
Die rings im Forst die Herde niederschmettern.

Die Riesenkraft, das ungestüme Feuer
Des Heidenpaars, dem keines gleicht an Macht,
Gebären Streiche, furchtbar, ungeheuer,
Und wert so wilden Samens ist die Schlacht.
Die Erde bebt vom Schall, sooft ein neuer
Schwertstreich geschieht und Kling' an Klinge kracht.
Die Waffen sprühn Lichtfunken auf zum Himmel,
Nein, heller Fackeln tausendfach Gewimmel.

Ohn' alles Ausruhn währt der wilden Mohren
Furchtbarer Kampf, ohn' Atemholen fort;
Sie suchen nur die Panzer zu durchbohren,
Die Ringe zu zerhauen, da und dort.
Nichts wird an Feld gewonnen noch verloren;
Als wäre Wall und Graben um den Ort
Und jeder Zoll des Raums zu hoch im Preise,
So gehn sie nie aus ihrem engen Kreise.

Nach manchem Streich nimmt Mandricard die Klinge
In beide Hand' und trifft so unerlaubt
Des Feindes Stirn, daß Rodomont vom Ringe
Zahlloser Fackeln sich umwirbelt glaubt.
Als ob dem Libyer alle Kraft entginge,
Schlägt er des Rosses Kreuz mit seinem Haupt,
Wird bügellos und scheint, da gegenwärtig
Sein Fräulein ist, beinah zum Sturze fertig.

Doch wie ein wohlgemachter, starker Bogen
Von feinem Stahl, durch tücht'ge Last gezwängt,
Je mehr man ihn gekrümmt, je mehr gezogen,
Je mehr ihn Wind' und Hebel angestrengt,
Nur wilder ausfährt, wenn die Last entzogen,
Und Schaden mehr verrichtet als empfängt:
So hebt der Afrikaner rasch die Glieder
Und gibt den Streich dem Feinde doppelt wieder.

Wo er von Mandricard den Hieb bekommen,
Gibt er ihm einen jetzt, der nicht mißrät.
Zwar kann das Schwert nicht an das Antlitz kommen,
Weil der trojan'sche Helm ihm widersteht;
Allein der Tatar fühlt sich so beklommen,
Daß er nicht weiß, ob's früh ist oder spät.
Der wilde Rodomont, ohn' einzuhalten,
Haut noch einmal, um ihm den Kopf zu spalten.

Des Tatars Pferd, von scheuer Furcht bezwungen,
Als in der Luft des Schwertes Pfeifen droht,
War, um zu fliehen, schnell zurückgesprungen
Und rettet seinen Herrn mit eigner Not;
Denn durch den Kopf ist ihm das Schwert gedrungen,
Das seinem Herrn, nicht ihm, den Angriff bot.
Kein Helm von Troja schützt es vor Verderben,
Wie dort den Mandricard; drum muß es sterben.

- (rol)

Kampf  (5)

"Möge mir nur nicht schaden, daß mich die Königin Juno
n i c h t haßt, daß jede als Strafe befohlene Mühe mir fern: Denn
Juppiter, dem zu entstammen du prahlst, o Sohn der Alcmene,
entweder ist er es nicht oder nur durch Verbrechen dein Vater.
Suchst den Vater im Ehbruch der Mutter. So wähl', was dir lieber:
ob man von Juppiter log, oder du in Schanden geboren."

Während ich solches sprach, schaut er schon lange mit grimmen
Blicken auf mich und beherrsditden entbrennenden Zorn nur mit Mühe.
Soviel sprach er: „Mir dient besser die Hand als die Zunge,
siege im Reden d u, wenn i c h im Kampfe gewinne!"
und greift wütend mich an. Da ich eben so groß noch geredet,
wehrt mir zu weichen die Scham. Ich warf vom Leibe den grünen
Umhang, hielt ihm die Arme entgegen, hielt meine Hände
abwehrbereit vor der Brust, die Glieder zum Kampfe bereitet.
Er überstreut mich mit Staub, den mit hohlen Händen er schöpfte,
und er selbst wird gelb, mit dem Sande des Flusses beworfen.
Bald nach dem Nacken greift er mir dann, nach den glänzenden Schenkeln
bald — oder scheint es zu tun — und reizt von da und von dort mich.
Doch war mir Schutz meine Schwere, und angegriffen vergebens,
stand ich fest wie ein Damm, den rings die Fluten mit lautem
Tosen belagern: er bleibt durch die eigene Masse gesichert.
Und wir gehn auseinander, wir prallen zusammen zu neuem
Kriege und stehn gespreizt, gewiß nicht zu weichen ein jeder.
Fuß an Fuß gedrängt. Mit der ganzen Brust mich nach vornen
lehnend, preßte ich Finger an Finger und Stirne an Stirne.
Starke Stiere sah ich so miteinander sich messen,
wenn sie als Preis ihres Kampfes die schönste im ganzen Gebirge
beide begehren zum Weib; die Herden schauen und bangen
zweifelnd, wen durch den Sieg die Gewalt über alles erwarte.

Dreimal versuchte der Enkel des Alceus umsonst meine Brust, die
eng sich gegen ihn drängte, hinweg zu stoßen, beim vierten
sprengt er die enge Umschlingung und löst meine klammernden Arme,
stößt mich hart mit der Hand — gewiß, ich bekenne, was wahr ist —
kehrt im Nu mich um und hängt, eine Last, mir am Rücken.
Wenn du Glauben mir schenkst —ich will mir nicht Ruhm durch erdichtete
Reden gewinnen — mir war, als ob ein Berg mich bedrücke.
Mühsam preßt' ich jedoch dazwischen die schweißüberströmten
Arme und löst' von der Brust mit Müh die harte Umschlingung.
Aber den Keuchenden drängt er, läßt neue Kraft mich nicht sammeln;
und er bekommt meinen Nacken zu fassen. Da wurden die Knie mir
endlich zur Erde gepreßt, und ich biß in den Sand mit den Zähnen.

So unterlegen an Kraft, nahm ich jetzt meine Künste zu Hilfe,
und ich entglitt dem Mann zur langen Schlange geworden.
Während als solche den Leib in rollenden Kreisen ich winde
und mit wildem Gezisch die zwiegespaltene Zunge
rege, lacht der tirynthische Held und spricht meiner Künste
spottend: „Schlangenbezwingen, das war mein Geschäft in der Wiege.
Und, Achelous, du magst wohl ander Gewürm übertreffen,
doch welch kleiner Teil nur bist du der Tochter Echidnas!
Die vermehrte sich selbst aus den eigenen Wunden, ihr wurde
straflos keins von der Zahl ihrer hundert Häupter entrissen,
daß nicht gefährlicher ward ihr Nacken durch doppelten Nachwuchs.
Sie, die so sich verzweigend aus blutentstandenen Vipern
wuchs, indem sie verlor, ich hab' sie gezähmt und getötet.
Wie wird dir es ergehn, der trüglich zur Schlange geworden
fremde Waffen du regst, den erborgte Gestalt muß verstecken?"

Spricht es und spannt um den Hals mir oben hart seiner Finger
Fessel; mir engt es die Kehle, als ob die Gabel mich preßte,
und ich mühe mich ab, meinen Schlund seinem Griff zu entziehen.

Da ich auch so nun besiegt, blieb noch als dritte Gestalt der
grimmige Stier. Als Stier beginn' ich aufs neue zu kriegen.
Aber er schlingt mir von links um den wulstigen Nacken die Arme,
treibt und zerrt und verfolgt mich und drückt mir hinab auf den harten
Boden die Hörner und streckt in dem tiefen Sande mich nieder.
Und nicht genug: Mein starrendes Hörn, das die Rechte mit wildem
Griffe gefaßt, er bricht es mir ab und reißt 's von der Stirne.
Nymphen haben's mit Früchten gefüllt und duftenden Blumen
und es geweiht: durch mein Hörn reich ist die Göttin der Fülle

So erzählt er, und siehe! geschürzt in der Weise Dianas,
tritt, von den offenen Haaren umwallt, der dienenden Nymphen
eine herein und bringt in dem reichen Horne den ganzen
Herbst in üppiger Fülle und lachende Äpfel als Nachtisch.

Nieder senkt sich das Licht; als die ersten Strahlen die Gipfel
treffen, scheiden die Männer. Sie warten nicht, bis die Fluten
Frieden gewonnen und sanften Lauf, bis die Wasser des Flusses
ganz sich wieder gestillt. Achelous barg in der Wellen
Mitte sein ländlich Gesicht und sein Haupt mit dem fehlenden Horne.

- (ov)

Kampf  (6)

Der große Kampf

Er greidolkt ihn und podartscht ihn zu Boden,
er rampft und rippert ihn bis zum Verdreucheln,
er wickullt und stauchöbt ihn und fluddert ihm die Hoduskeln;
er stibüntet ihn, walzundet ihn,
mannackt ihn Rack auf Kitsche und Rick auf Ratsche.
Endlich entkorkoballistert er ihn.
Der andere zaudert, erschickert sich, wankelt, verrümpft sich, sackt ein.
Bald wird Schluß mit ihm sein;  
er fängt sich und kantelt sich auf... doch vergebens -
gestürzt liegt das Faß, das so lange gerollt.
Abrah! Abrah! Abrah!
Fuß gefangen!
Arm gebrochen!
Blut geflossen!
Wühl, wühl, wühl,
im Kessel seines Bauches ist ein großes Geheimnis,
ihr Furien rings weint in die Taschentücher;
man staunt, staunt, staunt,
man schaut euch an:
wir alle, wir suchen das Große Geheimnis.

- Henri Michaux, nach (mus)

Kampf  (7)  Wie anziehend ist es, ein mit verschiedenen Pflanzen bedecktes Stückchen Land zu betrachten, mit singenden Vögeln in den Büschen, mit zahlreichen Insekten, die durch die Luft schwirren, mit Würmern, die über den feuchten Erdboden kriechen, und sich dabei zu überlegen, daß alle diese so kunstvoll gebauten, so sehr verschiedenen und doch in so verzwickter Weise voneinander abhängigen Geschöpfe durch Gesetze erzeugt worden sind, die noch rings um uns wirken. Diese Gesetze, im weitesten Sinne genommen, heißen: Wachstum mit Fortpflanzung; Vererbung (die eigentlich schon in der Fortpflanzung enthalten ist); Veränderlichkeit infolge indirekter und direkter Einflüsse der Lebensbedingungen und des Gebrauchs oder Nichtgebrauchs; so rasche Vermehrung, daß sie zum Kampf ums Dasein führt und infolgedessen auch zur natürlichen Zuchtwahl, die ihrerseits wieder die Divergenz der Charaktere und das Aussterben der minder verbesserten Formen veranlaßt. Aus dem Kampf der Natur, aus Hunger und Tod geht also unmittelbar das Höchste hervor, das wir uns vorstellen können: die Erzeugung immer höherer und vollkommenerer Wesen. Es ist wahrlich etwas Erhabenes um die Auffassung, daß der Schöpfer den Keim alles Lebens, das uns umgibt, nur wenigen oder gar nur einer einzigen Form eingehaucht hat und daß, während sich unsere Erde nach den Gesetzen der Schwerkraft im Kreise bewegt, aus einem so schlichten Anfang eine unendliche Zahl der schönsten und wunderbarsten Formen entstand und noch weiter entsteht.   - Charles Darwin, nach (lte)

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