äse   In der Schweiz harnen alte Frauen im Stehen, namentlich bei kaltem Wetter [Chatelain].

»Auf gewissen Gütern in der Schweiz benutzt man, wie mir versichert worden ist, den Harn, um die Gärung gewisser Käsesorten, die man hineintaucht, anzuregen« [Bernard, 1888].

Mag der Gebrauch des menschlichen Harns, um Käse reif zu machen, nun in dem alten Verfahren seinen Ursprung haben, daß man solche Auswurfstoffe benutzte, um die Erzeugnisse der Milchwirtschaft vor dem bösen Einfluß der Hexen zu schützen, oder mag er nicht darin begründet sein; eine Untersuchung darüber würde kaum einen Wert haben; ebenso ist es andererseits gleichgültig, ob eine solche Verwendung als ein Mittel, um die Bemühungen der Hexen unschädlich zu machen, auf die Tatsache zurückzuführen ist, daß der abgestandene Harn ursprünglich der wirksame Gärungsstoff war, um das Gerinnen der Milch zu beschleunigen, oder ob dies nicht der Fall war. - (bou)

Käse (2)  Er hatte sein Auge auf die Obststände geworfen, und es war ihm gelungen, ein paar Pfirsiche und zwei, drei Äpfel zu klauen.

Die verputzte er in einer kleinen Seitenstraße. Danach kam er, mit dem süßen Geschmack im Magen, noch hungriger zurück und wurde vom Geruch der Käsesorten angezogen, der von den nebeneinander aufgestellten weißen Verkaufsständen direkt gegenüber der Seitenstraße hinter dem Trinkbrunnen über das regennasse Kopfsteinpflaster zu ihm rüber zog. Da lag Mozarella und Caciotta aus, an Haken hing Provolone, und auf dem Tresen lagen bereits abgeschnittene Emmentaler- und Parmesanstücke, auch Pecorino. Dann gab es da noch kleinere Stücke von drei-, vierhundert Gramm oder noch weniger, die zwischen den großen Käsen verstreut herumlagen. Verwirrt warf Riccetto seinen Blick auf eine Scheibe Gruyere, der leicht gelblich aussah und so stark duftete, daß ihm der Atem stockte. Er trat dicht heran, tat ziemlich interessiert und wartete darauf, daß der Besitzer durch die Unterhaltung mit einer Kundin abgelenkt würde, die fett war wie 'n Bischof und schon 'ne ganze Weile dastand und mit giftigem Blick die verschiedenen Käse untersuchte, dann schnappte er sich zack! blitzartig das Stück Gruyere und stopfte es sich schnell in die Hosentasche. Das hatte der Besitzer gesehen. Er stieß das Messer in einen Käse, sagte: »Nur 'n Augenblick, Si-gnö!« kam hinter dem Tresen hervor und schnappte sich Riccetto am Hemdkragen, der den Ahnungslosen markierte und wegrennen wollte, und mit dreist verschlagener Miene scheuerte ihm der Besitzer, denn dazu glaubte er sich berechtigt, zwei so saftige Ohrfeigen, daß Riccetto zur anderen Seite flog. Kaum wieder zu sich gekommen, stürzte sich Riccetto, ohne lange zu fackeln, wutschäumend kopfunter auf ihn los und versuchte verzweifelt, ihm ein paar Haken in die Hüften zu feuern: der andere torkelte zwar ein bißchen, fing dann aber an, da er doppelt so kräftig war wie Riccetto, so auf ihn einzudreschen, daß er ihn, wenn die anderen Standbesitzer nicht herbeigelaufen wären, um sie auseinanderzutreiben, krankenhausreif geschlagen hätte. Aber stämmig und verschlagen wie er war, konnte er es sich leisten, sich sofort wieder zu beruhigen. Zu denen, die ihn festhielten, sagte er: »Laßt mich los, laßt mich los, ihr Mohrenköppe, ich tu ihm schon nix. Meinter denn, ich geb mich mit Hosenscheißern ab?« - Riccetto dagegen war ganz zerschlagen, seine Zähne bluteten ein bißchen, aber obwohl ihn mehrere Arme festhielten, hörte er nicht auf, weiter um sich zu treten. nicht auf, weiter um sich zu treten. - »Rück mein' Käse raus und verpiß dich«, sagte der Käsehändler in beinahe schon wieder versöhnlichem Ton. — »Nu gib ihm schon den Käse«, sagte ein Fischverkäufer. Riccetto zog das Stück Käse schlapp aus der Hosentasche und hielt es dem anderen mit totenblassem Gesicht hin, während er gleichzeitig auf unklaren Rachegedanken rumkaute und seine Haßgefühle mit dem Blut, das aus seinem Zahnfleisch trat, runterschluckte.  - (rag)

Schweizer

 

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