äfig    „O, meine teure Herrin," sprach sie und umarmte mich, „Sie, die ich so liebte, wollen mich diesem Ungeheuer ausliefern." Meine einzige Antwort bestand in einem Gelächter und nachdem der Kaufmann das Mädchen an allen Fleischteilen des Körpers liebkost hatte, wurde es nackt in einen mit Schlangen, tollen Hunden und ausgehungerten Katzen besetzten Eisenkäfig geworfen. Man kann sich das Geschrei und die Zuckungen sowie die Sprünge der Unglücklichen nicht vorstellen. Bald sah man Raimonde nicht mehr. Die Brüste und Arschbacken waren in wenigen Minuten zerrissen und verschlungen, und als sie den Mund zum Schreien öffnete, schlängelte sich eine Viper in den Mund und erstickte sie.   - (just)

Käfig (2)  Drei Männer in ledernen Kutten standen neben einem Kohlebecken, darin sie Foltereisen erhitzten. Vom Gewölbe herab hing eine feste Seidenschnur, die sich in feine Fasern zerteilte und unter der ein kleiner, runder Eisenkäfig glänzte, der mit einer kreisförmigen Öffnung versehen war.

Was Tse-I-La da erblickte, war das Werkzeug des grauenvollen Todes. Nach entsetzlichen Verbrennungen wurde das Opfer an einem Handgelenk an der Seidenschnur aufgehängt, während der Daumen der anderen Hand hinter seinem Rücken mit dem großen Zeh des anderen Fußes zusammengebunden wurde. Dann wurde der Käfig über seinen Kopf gestülpt, an den Schultern befestigt und wieder verschlossen, nachdem man zwei große, ausgehungerte Ratten in ihn hineingesetzt hatte. Schließlich versetzte der Henker den Verurteilten in eine Pendelbewegung und zog sich zurück, ihn in der Finsternis sich selbst überlassend. - Villiers de L'Isle-Adam, Das Abenteuer des Tse-I-La. In: V. I.-A., Der Tischgast der letzten Feste. Stuttgart 1983. Die Bibliothek von Babel Bd. 27, Hg. Jorge Luis Borges

Käfig (3)  Es ist eine Gewohnheit des Menschen, den Gegenstand seiner Liebe wenn irgend möglich in einem Käfig zu halten. Und ein großer Käfig war auch der gewohnte Aufenthaltsort des Affen; dem man sicherheitshalber ein Brustgeschirr angelegt hatte, das auf dem Rücken verschließbar war, von wo aus ihn eine dünne Kette mit der hinteren Seite des Käfigs verband, so daß er sich in dessen Innern frei bewegen konnte. Das Tier war nämlich schon immer sehr unruhig gewesen; obwohl es, pflichtgemäß kastriert und mit abgesägten Zähnen, also einiges von seinem natürlichen Ungestüm verloren zu haben schien. Oft kreischte und wimmerte es ohne ersichtlichen Grund wie ein Kind, jammerte, wurde böse, schien Fremden, manchmal sogar seinen Herrinnen ins Gesicht springen zu wollen, und dann glühten seine ungemein beweglichen Augen in fürchterlichem Haß. «Aber im Grund ist er ja so brav!» sagten die Jungfern. - Tommaso Landolfi, Zwei späte Jungfern. Reinbek bei Hamburg 1996 (Zuerst 1946)

Käfig (4)  Meine Lungen blähten sich, füllten sich mit Feuer. Ich versuchte, mich ihm zu entwinden, freizukommen. Ich wollte mit meinem letzten Atem laut losbrüllen, ihn damit verjagen. Ich wollte...

Auf einmal war alles vorbei.

Shrank ließ los.

Was? dachte ich. Wie? Was?

Er hielt mich fast überhaupt nicht mehr fest.

Ich packte ihn, wollte ihn wegschieben, doch es war, als ob ich eine Schaufensterpuppe anfaßte, deren Gliedmaßen plötzlich lose umherbaumelten. Als ob ich es mit einer Leiche zu tun hätte, die aus dem Grab gesprungen war und jetzt wieder dorthin zurück wollte.

Er hat aufgegeben, dachte ich. Er hat es sich überlegt und hat aufgegeben. Er weiß, daß nur er der letzte sein konnte. Er weiß, daß er mich nicht umbringen kann, das paßt nicht.

Er hatte sich tatsächlich entschieden, ich hielt ihn so, daß ich sein Gesicht sehen konnte, nur noch Gespensterblässe, und sein Achselzucken sagte mir, daß ich nun endlich ungehindert hinaufsteigen konnte in Nacht und Luft.und Leben. Durch das dunkle Wasser sah ich seine Augen, die all sein Grauen akzeptierten, sah, wie er den Mund öffnete, die Nasenflügel blähte und schreckliche leuchtende Luttblasen ausstieß. Dann saugte er mit einem tiefen Atemzug das schwarze Wasser in  seine Lungen und sank hinab, ein Verlierer auf dem Weg zu seiner letzten Niederlage.

Ich ließ ihn, eine kalte Marionette, im Käfig zurück, als ich blind zur Tür strampelte, mich hinausdrückte und hochstieg. - Ray Bradbury, Der Tod ist ein einsames Geschäft. Zürich 1989

Käfig (5) »Betrachten Sie, bitte, diesen festen Eisenkäfig, in dem, heulend wie ein Verdammter, die Gitterstäbe wie ein über sein Elend tobender Orang-Utan schüttelnd, bald die kreisenden Sprünge des Tigers, bald das dämliche Getänzel der Eisbären großartig nachahmend, dieses behaarte Ungeheuer herumspringt, dessen Gestalt mit der Ihrigen eine schwache Ähnlichkeit hat.

»Dieses Ungeheuer ist eines jener Geschöpfe, die man gemeinhin >mein Engel< nennt, nämlich eine Frau. Das andere Ungeheuer, das aus Leibeskräften schreit, mit einem Stock in der Hand, ist ein Ehemann. Er hat seine rechtmäßige Frau in Ketten gelegt, wie ein Tier, und stellt sie in den Vorstädten, während der Jahrmarktstage, zur Schau, mit behördlicher Erlaubnis selbstverständlich.

»Schauen Sie gut hin! Sehen Sie, mit welcher Gefräßigkeit (vielleicht gar nicht geheuchelt!) sie die lebendigen Kaninchen und die piependen Federviecher zerreißt, die ihr Wärter ihr zuwirft. >Hallo!< sagt er, >es ist nicht erlaubt, seinen ganzen Vorrat an einem Tage aufzufressen^ und, mit diesen weisen Worten, entreißt er ihr grausam die Beute, deren auseinandergewickeltes Gedärm einen Augenblick in den Zähnen des wilden Tieres, will sagen der Frau, stecken bleibt.

»Hallo! Einen ordentlichen Stockhieb! das wird sie beruhigen; denn sie wirft Blicke, schrecklich vor Gier, auf die ihr entrissene Nahrung. Großer Gott! Der Stock ist keine Theaterpeitsche; haben Sie gehört, wie die Haut widerhallt, trotz der falschen Behaarung? Darum treten ihr auch jetzt die Augen aus den Höhlen, sie heult natürlicher. In ihrer Wut sprüht sie Funken am ganzen Körper, wie Eisen, das man schlägt.  - Charles Baudelaire, Der Spleen von Paris. In: C.B., Die Tänzerin Fanfarlo und Der Spleen von Paris. Zürich 1977

 

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