Jungfrau, geehrte    "Eines nur möchte ich noch sagen: daß Ihr nach den Worten jener -Menschen und nach allem, was ich selber feststellen konnte, Euch rühmen dürft, unter allen Herrschern, die heute eine Krone tragen, die schönste, sittsamste und vor/ trefflichste Tochter zu besitzen."

Der Sultan war über diese Worte unbeschreiblich erfreut und bat Gott vielmals, ihm die Gnade zu erweisen, daß er sich jedem, der seine Tochter geehrt habe, erkenntlich zeigen könne, ganz besonders dem König von Zypern, der sie ihm auf so würdige Weise zurückgesandt hatte. Einige Tage später, nachdem er Antigonus mit kost' barsten Geschenken überschüttet hatte, erlaubte er ihm, nach Zypern zurückzukehren, und ließ dem König in Briefen und durch besondere Gesandte seinen wärmsten Dank aussprechen für alles, was er für seine Tochter getan hatte.

In dem Wunsche, das einst Begonnene zu gutem Ende zu bringen und die Tochter zur Gattin des Königs von Algarvien zu machen, übersandte der Sultan dem König einen genauen Bericht über alles, was sich ereignet hatte, und schrieb ihm darüber hinaus, wenn er Alatiel noch zur Gattin begehre, möge er sie abholen lassen. Der König von Algarvien war hierüber sehr glücklich. Er ließ die Prinzessin auf die ehrenvollste Weise zu sich holen und empfing sie überaus herzlich. Sie aber, die mit acht Männern wohl an die zehntausend mal zusammen geschlafen, legte sich nun als „Jungfrau" an seine Seite, machte ihm auch weis, daß sie es wirklich noch sei, und lebte als Königin noch lange Zeit glücklich mit ihm zu/ sammen. Und so sagt man mit Recht:

Geküßter Mund an Schönheit nichts büßt ein,
dem Monde gleich wird stets sein Reiz
erneuert sein.

  - Das Dekameron des Giovanni Boccaccio, Berlin und Weimar 1975 (zuerst um 1350)

Jungfrau Ehrung

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