unge, kleiner   Er sah ein Bild vor sich, deutlicher als die anderen, das eines Hauses, das dem Palais der V.'s ähnelte, aber noch viel größer und weniger pompös war. Es wirkte wie ein Kloster oder ein Ministerium mit nicht enden wollenden Fluren und unendlich vielen Türen.

Ihm war unklar, was er dort getan hätte; er wußte nur, daß er ein Ziel erreichen mußte, das von entscheidender Bedeutung war. Aber er fand niemanden, der ihn führte. Pardon hatte es ihm doch gesagt, als er sich von ihm auf der Straße verabschiedete. Er sah in seinem Traum weder Dr. Pardon noch die Straße. Dennoch war er sicher, daß sein Freund ihn gewarnt hatte.

Die Wahrheit war, daß er nicht nach seinem Wege fragen durfte. Er hatte es im Anfang versucht, bevor ihm bewußt wurde, daß sich das nicht gehörte. Die alten Leute blickten ihn nur lächelnd an und schüttelten die Köpfe.

Denn es waren überall alte Leute. Es war vielleicht ein Altersheim oder ein Asyl, obwohl es nicht so wirkte.

Er erkannte Saint-Hilaire, der sich sehr aufrecht hielt und ein rosiges Gesicht unter dem weißen seidigen Haar hatte. Ein sehr schöner Mann, der das wußte und sich über den Kommissar lustig zu machen schien. Monsieur Aubonnet saß in einem Sessel mit Gummirädern und vergnügte sich damit, sehr schnell durch eine Galerie zu rollen.

Noch viele andere waren dort, darunter Fürst V., dessen eine Hand auf Isabelles Schulter lag und der nachsichtig Maigrets Bemühungen beobachtete.

Die Lage des Kommissars war schwierig, weil man ihn noch nicht eingeweiht hatte und sich weigerte, ihm zu sagen, welche Prüfungen seiner noch harrten.

Es ging ihm wie einem Rekruten, wie einem Neuling in einer Schule. Man spielte ihm einen Schabernack. Jedesmal zum Beispiel, wenn er eine Tür aufstoßen wollte, schloß sie sich von selbst wieder oder führte, statt sich zu einem Schlafzimmer oder einem Salon hin zu öffnen, in einen neuen Korridor.

Nur die alte Gräfin Saint-Fiacre war bereit, ihm zu helfen. Da sie nicht sprechen durfte, bemühte sie sich, sich ihm durch Gesten verständlich zu machen, was ihr jedoch nicht gelang. Sie zeigte zum Beispiel auf seine Knie, und als Maigret hinunterblickte, entdeckte er, daß er kurze Hosen anhatte. - Georges Simenon, Maigret und die alten Leute. München 1972 (Heyne Simenon-Kriminalromane 53, zuerst 1960)

 

Junge

 

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