unge,
dummer
Als sie das nächste Mal zum Unterricht kam, ließ ich zwei
Knöpfe meines Hosenlatzes offen. Sie schien nichts
zu merken. In der nächsten Stunde ließ ich meinen Latz ganz offen. Diesmal biß
sie an. «Ich glaube, du hast etwas vergessen, Henry», sagte sie. Ich sah sie
an, rot wie eine Rübe, und fragte sie sanft: «Was?» Sie tat, als schaue
sie weg, während sie gleichzeitig mit ihrer linken Hand darauf deutete. Ihre
Hand kam so nahe, daß ich der Versuchung, sie zu ergreifen
und in meinen Latz zu schieben, nicht widerstehen konnte. Sie stand rasch auf,
blaß und erschrocken. Inzwischen war mein Pint bereits aus dem Latz und zuckte
vor Wonne. Ich drängte mich an sie und griff ihr unters Kleid, um zu dem handgewebten
Teppich vorzudringen, den ich durchs Schlüsselloch gesehen hatte. Plötzlich
bekam ich eine kräftige Ohrfeige, dann noch eine,
und dann ergriff sie mich am Ohr, führte mich in die Zimmerecke, stellte mich
mit dem Gesicht zur Wand und sagte: «Knöpf jetzt deine Hose zu, du dummer Junge!»
Ein paar Augenblicke später kehrten wir zum Klavier zurück - zurück zu Czerny
und den Geläufigkeitsübungen. Ich konnte nicht mehr die Tasten unterscheiden,
aber ich spielte weiter.
- (wendek)
Jungen,
dumme (2) Der Schriftsteller Gottfried Seume galt bei
seinem Lehrer Weyrauch in Knauthain „für einen ausgemachten Dummkopf“. In seiner
Autobiografie bekannte Seume später: „Ich hieß einige Jahre lang der dumme Junge
von Thüringen.“ Hermann Hesse gab an der Schule den Deppenwolf und drehte eine
Ehrenrunde. Der dicke Brite Winston Churchill blieb sogar mehrfach sitzen. Die
erste der 22 Tragödien des großen italienischen Dichters Vittorio Alfieri war
die Beurteilung durch seine Lehrer, er galt als so großer Dummkopf, dass er
die Schule verlassen musste. Sir Walter Scott war der Schrecken seiner
Lehrer, ehe er der Schrecken der Schüler werden sollte, die seine Gedichte auswendig
lernen mussten. Der alte Freund und Kupferstecher William Hogarth wurde „als
Knabe von seinen Lehrer für stumpfsinnig gehalten“, berichtet die „Bibliothek
der Unterhaltung und des Wissens“. Justus von Liebig, der Erfinder des Fleischextrakts,
wurde von seinen Mitschülern nur „der dumme Justus“ genannt. Auch der hochgeschätzte
Alexander von Humboldt zeigte als Kind eine geringe Auffassungsgabe. Glücklicherweise
wurde ihm noch rechtzeitig „licht im Kopfe“, so dass er tolle Forschungsreisen
unternehmen konnte und am Ende sogar das Humboldtforum gründete. Otto von Bismarck
war ein Sitzenbleiber. Später sollte dann Thomas Mann keinen Schulabschluss
am Lübecker Gymnasium schaffen. Wie fatal schulisches Versagen enden kann, beweist
der Fall des wahnsinnigen Onkelmörders Kim Jong Un, der seine Schweizer Eliteschule
ohne Abschluss verlassen musste. Aus Rache lässt der nordkoreanische Führer
Menschen, die bei seinen einfältigen Reden einschlafen, mit Flugabwehrabwehrraketen
hinrichten. - Die
Wahrheit der TAZ
vom 14. Juli 2015 (gekürzt)
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