Junge, braver kleiner  Ich habe nicht vieles ernst genommen; als Kind streckte ich den armen Ludern, die meine Mutter auf der Straße um Almosen angingen, die Zunge raus, und heimlich kniff ich ihre vor Kälte plärrenden Würmer; als mein guter Vater zum Sterben kam und sich anschickte, mir seinen letzten Wunsch zu sagen, nahm ich die Magd bei der Hand und sang: Die Eltern können uns gestohlen bleiben. Gib acht, wie wir uns lieben werden . . . Jedesmal, wenn ich das Vertrauen eines Freundes enttäuschen konnte, habe ichs, glaube ich, getan. Aber es ist kein großes Verdienst, die Güte zu höhnen, sich über Wohltätigkeit lustig zu machen, und das unfehlbarste komische Element ist doch, den Leuten ihr kleines Leben vorzuenthalten, ohne jeden Grund, aus Spaß. Kinder wissen wohl Bescheid und wissen es auszukosten, das Vergnügen, einen Ameisenhaufen in Panik zu versetzen oder zwei Fliegen beim Huren zu zerquetschen. Im Krieg warf ich eine Granate in einen Unterstand, zwei Kameraden machten sich gerade für den Urlaub fertig. Was für ein Lachanfall über das Gesicht meiner Geliebten, die auf Zärtlichkeit gefaßt war und entsetzt meinen amerikanischen Faustschlag empfing, so daß sie meterweit hinschlug; und was für ein Schauspiel, als die Leute sich aus dem Gaumont-Palast-Kino drängten, nachdem ich es in Brand gesetzt hatte! Heute abend braucht ihr nichts zu befürchten, ich habe Lust, ernst zu bleiben. - An dieser Geschichte ist natürlich kein wahres Wort, und ich bin der bravste kleine Junge von Paris, aber ich habe oft Gefallen daran gefunden, mir auszumalen, ich hätte solche ehrenwerten Taten ausgeführt oder ich würde sie ausführen - damit es auch keine Lüge mehr ist.  - Jacques Rigaut, nach: Als die Surrealisten noch recht hatten. Texte und Dokumente, Hg. Günter Metken. Stuttgart 1976

Junge, braver kleiner (2) Er hat doch alle Spannteppiche und Goldhamster! Das hat der Fritzl sicher von meinem Mann, von mir kann ers nicht haben. Aber ich hab nicht gedacht, daß bei dem braven Buben das herauskommt. Er weiß schon genau, daß der Fliege das wehtut, wenn er ihr. Und wie ich die alten Fotos aus der Erbschaft ausgemistet hab, hat er den Onkel verbrennen dürfen und hat wie ein hysterisches Weib gelacht, wie die Schicht, wo der Onkel noch zu sehn war, im Ofen rerzuschelt ist. „Jetzt kriegt er Bladern!" hat er gejuchzt. Und trampeln angefangen, ich hätt glatt gedacht, er ist ein Elefant geworden.    - (met)
 
 

Junge, kleiner

 

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