ugendlektüre
Paradoxerweise langweilte sich «scient» Ada bei großen gelehrten Werken mit
Holzschnitten von Organen, Abbildungen elender mittelalterlicher Freudenhäuser
und Photographien dieses oder jenes kleinen Caesars, der gerade aus dem Uterus
herausgerissen wird wie es Schlächter und maskierte Chirurgen in alten und modernen
Zeiten vorführen; wohingegen Van, der keine «Naturgeschichte» mochte und fanatisch
die Existenz körperlichen Schmerzes auf allen Welten verleugnete, unendlich
fasziniert war von den Beschreibungen und Bebilderungen gefolterten menschlichen
Fleisches. Im übrigen erwies sich auf blumigeren Gebieten ihr Geschmack und
Gekicher als ziemlich ähnlich. Sie liebten Rabelais und Casanova; sie verabscheuten
le sieur Sade und Herrn Masoch und Heinrich Müller. Englische und französische
pornographische Poesie, wiewohl hin und wieder witzig und lehrreich, ekelte
sie auf die Dauer an, und die besonders in Frankreich vor der englischen Invasion
herrschende Tendenz, Mönche und Nonnen sexuelle Kraftakte leisten zu lassen,
erschien ihnen ebenso unverständlich wie niederschmetternd. -
(ada)
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