üngling Berlin, 11. November 1922. Sonnabend Otto Flake vormittags bei mir. Ich hatte ihm für die Übersendung seiner ›Deutschen Reden‹ gedankt. Er klagte, daß er gar keine Fühlung mit Männern der praktischen Politik habe; er müsse sich alles konstruieren. Mein Brief sei etwas ganz Vereinzeltes für ihn gewesen. Außerdem hat er materielle Schwierigkeiten, in Berlin zu bleiben, will deshalb ›in die Berge‹, wo er billiger leben kann.
Fischer hat ihm die Leitung der ›Neuen Deutschen Rundschau‹ angeboten,
aber zu unmöglichen materiellen Bedingungen. Er machte einen praktisch hilflosen
Eindruck, ein endlos langer blonder Mann, ein etwas alter deutscher Jüngling.
Dabei sind seine Schriften zur Politik das Beste, was wir seit der Revolution
gehabt haben. Ich konnte ihm nicht helfen. - Harry Graf Kessler,
Tagebücher 1918 bis 1937. Hg. Wolfgang Pfeiffer-Belli. Frankfurt am Main 1982
(it 659)
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