Johannisbeeren  Die Überflutung mit Johannisbeertrauben, die ich sehe, in Haufen und in Girlanden, berauscht mich und macht mich gemein, Johannisbeeren, von denen ich nun weiß, und für immer wissen werde, was ihnen in uns entspricht und welcher Art das Vergnügen ist, das man empfindet, wenn man sie sich vorstellt, das Vergnügen, das auch noch das keuscheste Mädchen schon allein in dem Wort groseille entdeckt, ein Abgrund in mir, diese Johannisbeeren (auch im Deutschen gibt es einige volkstümliche Ausdrücke verwandter Bezüglichkeit - in alpinen Gebieten werden die wilden Johannisbeeren »Fleischbeeren« genannt; die schwarzen Johannisbeeren heißen in Sachsen »Jungfernstrauch«. Anm. des Übersetzers): aufreizender, beredtsamer, überzeugender, verführender als die gewagtesten und schlüpfrigsten Szenen, ein Abgrund, denn ich ermesse an der von ihnen ausgehenden erotischen Faszination, bis zu welchem Grade ich in das Laster und ins Gemeine untergetaucht bin, wenn schon solche Gegenstände so weit davon angesteckt erscheinen, daß sie für mich stärker erogen wirken als der schönste Busen der Welt oder eine heimliche Liebkosung im Dunkeln. Viel stärker als wollüstige Szenen vermag diese Piraterie der Objekte, die sich steigert, mich zu faszinieren, zu verwirren: ein Gedicht des Gewimmels, der Larven, der Überscliwemmungen, der tropischen Überfülle, unbestimmt wie das Meer, aber viel gewaltigere Hochgefühle erregend, und wie dieses keine Grenzen kennend, auch keine dauerhafte Beruhigung, eine unermeßliche orgiastische Atmung. Was ich an diesem Nachmittage sehen durfte, das könnte manche Menschen für ihr ganzes Leben mit Wonne erfüllen.  - Henri Michaux, Turbulenz im Unendlichen. Die Wirkungen des Meskalins. Frankfurt am Main 1971
 
 

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