apaner  Es kann nur richtig sein, daß die Japaner ursprünglich und ihrer Entwicklung nach Vegetarier sind und daß bei ihnen der Darm länger ist als bei Menschen, die gemischte Kost essen. Solche Fragen bedürfen allerdings einer sehr genauen Untersuchung, denn daß außerdem eine große Menge Substanzen des Meeres zur japanischen Nahrung gehörten, wird kaum bestitten werden.

Es ist allerdings nicht bezweifelt worden, daß die Japaner sich als ungewöhnlich leistungsfähig in jeder Hinsicht gezeigt haben. Sie essen seit endlosen Jahrhunderten sich selbst. Man sagt, daß bei ihnen die Gefühlsmomente relativ schwach entwickelt sind. Ob man sie auch darin als spezifische Vegetarier gelten lassen kann? In mancher Hinsicht scheint ihre lange Abgeschlossenheit ein Wunder, wenn man die Aktivität sieht, die sich jetzt plötzlich, seit der Kontakt mit Europa hergestellt ist, entwickelt. Der biologische Vorgang, vor dem wir hier stehen, ist der einer sehr intensiven Entwicklung nach innen, die im großen gedrängten Haufen entsteht. Das Leben auf einem so begrenzten Boden bringt ein außerordentliches Ineinandergreifen der menschlichen Psyche mit sich. Der Erlebniskreis aller einzelnen ist weit, aber gleichartig entwickelt. Dadurch wird eine spätere Expansion wesentlich erleichtert.

Reis mag wohl die Basis des Vegetarismus gewesen sein, aber man kann bei der Nord-Süd-Ausdehnung des Landes annehmen, daß auch sehr viel Arten von Pflanzenstoffen verbraucht wurden. Man darf auch nicht vergessen, daß zwischen räuchernden Völkern und solchen, die nicht räuchern, ein großer Unterschied besteht. Pflanzen gehen durch die Rauchstoffe ihrer Harze gewiß wesentlich auf den Organismus über. So kann es sein, daß man bei den Japanern vielleicht eine der höchsten vegetarischen Nahrungskulturen anzunehmen hätte.

Umgekehrt hat man bei relativ starker Tiernahrung an sich kaum irgendwo wesentliche Defekte zu erkennen vermocht. Das ist auch schon deshalb nicht anzunehmen, weil viele Tiere eine große Auswahl von Pflanzenstoffen für ihren Aufbau gebraucht haben. Bei tierischer Nahrung kann die Pflanze nicht mehr ihren Eigenwillen im Esser so stark durchsetzen, weil es sich um eine Brechung dieses vegetativen Willens handelt, die schon im fressenden Tier vor-sich ging. - Ernst Fuhrmann, Was die Erde will. Eine Biosophie. München 1986 (zuerst 1930)

Japaner (2)   Er begrüßte Mr. Henry, den Bluthund ohne Geruchssinn, mit einem beiläufigen Nicken und stürzte sich dann auf den schwankenden Nockashima, dessen friedliches, ruhiges Gesicht sich sofort mit einem Ausdruck schützender Dummheit überzog. »Nocka«, sagte Mr. Pebble mit freundlicher Ungläubigkeit, »willst du hier wirklich schwankend vor mir stehen und mir ins Gesicht sagen, daß man tatsächlich auf dich geschossen hat?«

»Ja, Boß«, antwortete Nocka mit unerschütterlicher Überzeugung. »Ich bin sehr wohl geschossen worden. Durch und durch. Und auch«, fügte er hinzu, um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen, »rauf und runter.«

»Buchstäblich durchlöchert«, murmelte Mr. Pebble. »Bist du sicher, daß es nicht bloß ein Streifschuß war, Nockashima?«

 »Das auch«, stimmte der Japs zu und lebte sichtbar auf. »Halb geschossen - ganz geschossen. Bein am schlimmsten. Sind Löcher drin.«

»Aber warum eine Baronin?« erkundigte sich Mr. Pebble. »Ladies mit Titel mögen mich«, erklärte Nocka. »Deshalb schießen sie aus reiner Zuneigung auf dich«, sagte Mr. Pebble.

»Richtig, Boß«, entgegnete Nocka. »Sie schießen mich rauf.«

»Mir wär's lieber, sie schießen dich nieder«, bemerkte Mr. Pebble, »und raus. Aber man kann schließlich nicht alles haben. Irgendwo Blut?«

»Nein, Boß«, sagte Nocka. »Bloß Löcher. Blut alles weg.«

»Willst du damit sagen, daß du ohne Blut bist, Nocka?«

»Ja«, bestätigte der Diener. »Ich bin ohne Blut.« »Wie lebst du dann weiter?« fragte Mr. Pebble, an den Geistesprozessen des Japaners interessiert.

»Tu ich nicht«, sagte Nocka schlicht. »Ich sterbe. Bald werd ich gut und tot sein.«

»Du magst tot sein«, bemerkte Mr. Pebble, »aber ich bezweifle sehr, daß du gut sein wirst.«

»Oh, mit mir wird schon alles in Ordnung sein, Boß«, sagte Nocka ermutigend.

»Ich bin froh, daß du es so siehst«, meinte Mr. Pebble. »Natürlich können wir dich nicht hier behalten, wenn du tot bist. Was sollen wir mit dir tun?«

»Steckt mich in eine Kanne«, sagte Nocka, »und schickt mich dann heim.«

»Was für eine Kanne, Nocka?« wollte Mr. Pebble wissen. »Eine Aschenkanne«, erklärte der Japaner. »Ich möchte ganz verbrannt werden.«

»Nichts würde mir größere Freude bereiten«, warf Spray Summers ein. »Wenn's nach mir ginge, ich würde dich jetzt auf der Stelle in Brand stecken.«

»Erst wenn ich ganz tot bin«, sagte Nockashima fest. »Ich brenn dann.«

 »Du wirst in der Hölle schmoren«, versicherte ihm Spray, »du schwarzherziger Heide.«

»Schimpfen Sie mich nicht, Madam«, sagte Nocka sehr ernst, »sonst bekomm ich Nervenzusammenbruch.« »Ha!« rief Spray erbittert. »Das gefällt mir. Du kriegst einen Nervenzusammenbruch. Was denn, du hast einen plappernden Idioten aus mir gemacht. Nur zu, stirb doch, du versoffener kiemer Affe.«

»Bald«, sagte der versoffene kleine Affe. »Aber keine Schimpfworte, Madam.«

»Nein«, erwiderte Spray. »Bloß Freudenrufe.« Mr. Pebble entschied, daß man so zu keinem guten Ende gelangen würde.

»Nocka«, sagte er, seine Angriffsrichtung ändernd, »wie alt bist du?«

»Ich zähl keine Jahre«, entgegnete der Japaner überraschenderweise. »Ich bin alles für alle.«

»Für mich bist du wie Zahnschmerzen«, warf Spray Summers ein. »Und Schmerzen an anderer Stelle«, fügte sie hinzu.

»Zeig mir die Löcher in deinem Bein«, verlangte Mr. Pebble reichlich überhastet.

»Welche Löcher, Boß?« fragte der Diener. »Welche Löcher?« wiederholte Mr. Pebble. »Hast du mir nicht erzählt, eine Baronin hat lauter Löcher in dein Bein geschossen?«

»Das dachten Sie«, sagte Nockashima höchst verwirrend. Ein Stöhnen geistiger Pein entrang sich Spray Summers. »Er kann dich jedesmal umwerfen«, erklärte sie Mr. Pebble. »Dieser scheußliche kleine Käfer spielt Jiu-Jitsu mit der englischen Sprache.«

»Sind in deinem Bein überhaupt keine Löcher?« fragte Mr. Pebble mit ersten Anzeichen von Erschöpfung. »In welchem Bein?« war die vorsichtige Antwort. »In irgendeinem Bein«, erwiderte Mr. Pebble, der nun schnell die Beherrschung zu verlieren drohte.

»In manchen Beinen, ja«, erklärte Nocka. »Aber in deinen nicht?« beharrte Mr. Pebble.

»Alle weg«, antwortete der Japs. »Ich bin ganz schwach von Verlust an Löchern.«  - Thorne Smith, Der Jungbrunnen. Frankfurt am Main 1987 (zuerst 1937)

Japaner (3) 

Japaner (4) Seine Vorstellungen von Japan erschienen ihm mit einem Mal lächerlich. Ehefrauen von Samurai, die sich die Kehle durchschnitten. Kurtisanen, die sich als Zeichen der Treue zu ihrem Liebhaber den kleinen Finger abschnitten. Verheiratete Frauen, die sich ihre Zähne mit Gerbsäure verbrannten, um einen absolut schwarzen Mund zu haben und so ihre weiße Haut hervorzuheben. Und er hatte von diesen Todesarten, Verstümmelungen und Opfern geträumt!  - Jean-Christophe Grangé, Die Wahrheit des Blutes. Köln 2013
 
 

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