Überhaupt ist Kardinal Sebastiani, der Präsident des vatikanischen Rechnungshofs, so stolz auf diese Jahresbilanz, dass er ganz vergisst, die Einnahmen und die Ausgaben als Ganzes zu beziffern. Einzig den Gewinn will er vermelden: 9,7 Millionen Euro, "den höchsten Überschuss seit acht Jahren". 2004 waren nur 3,1 Millionen Euro in den Kassen geblieben. Die Jahre davor fielen rot aus, wenn auch nicht kardinalsrot: Die Defizite lagen bei 9,6 und 13,5 Millionen Euro. Am kräftigsten - 43,3 Millionen Euro - sprudelten 2005 die Einnahmen aus dem Finanzgeschäft: Allein das Ausnutzen von Wechselkursschwankungen brachte einer global verzweigten Organisation wie dem Kirchenstaat einen Gewinn von 21,7 Millionen Euro. Etwa noch einmal so viel ergab sich aus dem Aktien- und Anleihenhandel.
Wie geschickt dabei die APSA, die Vatikanische Güterverwaltung, vorging, zeigt sich im Vergleich zu den Vorjahren:
2004 hatte das Finanzgeschäft erst 6,1 Millionen Euro erbracht, in den zwei
Jahren davor Verluste von 11,6 und 16,3 Millionen Euro. Noch besser als 2005
war man lediglich im "Heiligen Jahr" 2000. Damals hatten die apostolischen
Finanzstrategen, die Blase der „New Economy" ausnutzend,
knapp 64,7 Millionen Euro erwirtschaftet - immer mit dem Ziel, "dem Heiligen
Vater die Ausübung seines weltweiten Dienstes an den Menschen zu ermöglichen".
- Paul Kreiner, Tagesspiegel vom 12. August 2006
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