ackentasche
In seinem Wams führt' Panurg über sechsundzwanzig kleiner Ficken und Täschlein,
allzeit voll und wohl versehen: das ein mit etwas Scheidewasser und einem kleinen
scharfen Messer, wie es die Kürschner zu brauchen pflegen, damit schnitt
er die Beutel ab: das ander mit scharfem Trauben-Agrest, den er den ihm
Begegnenden ins Gesicht sprützt': ein andres mit Kletten voll feinen Gans- oder
Hühnerflaums befiedert, die warf er den armen Leuten auf Rock und Mützen und
fertigt' ihnen öfters artige Hörnlein draus, welche sie durch die ganze Stadt,
ja etliche Zeit ihres Lebens trugen. Dergleichen setzt' er auch den Weibern
zuweilen hinten an ihre Hauben, in Gestalt eines männlichen
Gliedes. In einem andern ein Haufen Dütlein voll lauter Flöh und Laus, die
er den Prachern zu Sankt Innocenz abfing, und sie mit feinen Röhrlein oder Schreibfederspulen
den zartesten Fräulein, die er traf, in das Mieder schnellte; zumal in der Kirchen:
denn niemals ging er oben aufs Chor, sondern blieb allezeit unten im Schiff
bei den Weibern, sowohl in der Mess' und Vesper, als während der Predigt.
In einem andern ein ganz Besteck voll Hamen und Heftel, womit er öfters in Gesellschaft, wenns gedrang ging, Männer und Weiber miteinander copuliert', zumal wo etwan eine ein Kleid von Armesintaft trug: wenns dann zum Aufbruch kam, zerrissen sie sich die ganzen Kleider. In einem andern, ein Feuerzeug mit Schwefel, Zundel, Stein und übrigem Zubehör. In einem andern zwei bis drei Brenngläser, mit denen er dann und wann Männer und Weiber in der Kirchen schier toll macht' und außer aller Fassung brachte. Denn, Weiber scheuchen, schinden und placken, und Weiber mit weichen Hinterbacken, das reimt sich, meint' er, ziemlich gut.
In einem andern war Nadel und Zwirn, damit trieb er tausend Teufelsstreich. Als eines Tags im großen Vorsaal des Parlaments ein Franziskaner die Herren-Mess' zu lesen hätt, half er ihn kleiden und ausstaffieren; nähet' ihm aber während des Anziehns die Stol an Rock und Hemd fest an, und schlich sich dann weg, als die Herren vom Rat zu Anhörung der Mess' erschienen und ihre Platz einnahmen. Als aber nun beim Ite missa der arme Frater die Stol wollt abtun, zog er auch Kleid und Hemd mit vom Leder, denn sie hingen sehr wohl zusammen, streift' sich bis an die Achseln auf und zeigt' allen Leuten öffentlich sein Fitzlibutzli, das traun nicht klein war. Und in einemfort zerret' und zog der Frater, aber je mehr er zerrt', je mehr deckt' er sich auf, bis endlich einer der Ratsherren sprach: »Was! will uns etwan der saubere Pater hie seinen Steiß statt der Monstranz zum Küssen reichen? Ei, so küss ihn doch das Sanct Tönigs Feuer!« - Von der Zeit an ward verordnet, daß sich die armen Meßpfäfflein nicht öffentlich mehr entkleiden durften, sondern in ihrer Sakristei, fürnehmlich wo Weiber zu-gegen wären, denn man verführet' sie nur damit zu begehrlicher Sund. Und frug die Welt: Woher kommt es doch, daß die Sack dieser Patrum so lang sind? Aber Panurg löst' das Problem sehr wohl, und sprach: »Was die Ohren der Esel so lang macht, ist, daß ihre Mütter ihnen kein Mützlein aufsetzen, wie Alliacus in seinen Suppositionen lehret. Gleichergestalt auch, was die Sack der armen Pf äfflein so lang macht, ist: daß ihre Hosen nicht Böden haben, da ihnen dann ihr armes Glied, verhängten Zaumes ins Freie schießet, und also bis an die Kniee bammelt wie einer Frau ihr Paternoster. Warum man es aber ebenmäßig auch dick bei ihnen findt, ist Ursach, daß durch dies Bammeln die Leibessäft in mehrberegtes Glied hinabziehn. Denn nach den Legisten ist Agitation und immerwährende Bewegung eine Ursach der Attraction.«
Item, ein ander Täschel war voller Federweiß, das streut' er den geschniegeltsten
Dämlein, denen er auf stieß, in den Rük-ken, daß sie vor aller Welt sich entblößen
und ausziehn mußten, und etliche tanzten wie Hahn auf glühenden Kohlen darnach,
oder ein Schusser auf einer Trommel; andre rannten wie roll gassatim, er immer
hinter ihnen drein: und die sich entkleideten, denen warf er seinen Mantel über
den Rücken, als ein galanter und sittiger Mann. Item, in einem andern hätt er
ein kleines Fläschel mit altem Öl, und wo er Männer oder Weiber in schönen Kleidern
kommen sah, beschmiert' und verschimpft' er ihnen damit die besten Stellen
am ganzen Gewand, stellt' sich als ob ers befühlen wollt, und sprach: »Ei schauns,
das feine Tüchel, den feinen Atlaß, den feinen Taft, mein Fräulein! Nun, Gott
geb euch doch, was euer edles Herz begehret. Habt ein neu Kleid, und neuen Freund
dazu gefunden: Gott erhalts euch.« Und damit legt' er ihnen die Hand aufs Koller,
daß der böse Schandfleck auf ewige Zeiten darin verblieb, so unverwüstlich fest
gegraben in Leib und Seel und guten Na-men, kein Teufel hätt ihn heraus können
schaben. Sprach darauf noch zu guter Letzt: »Sehet euch für, daß ihr nicht fallet,
mein Fräulein, denn ihr habt da ein großes schmutzigs Loch vor euch!« - In noch
einem andern war nichts als lauter klar-gestoßnes Euphorbium, und darein taucht'
er ein feines Schneuztuch von zierlicher Stickerei, das er der schönen Nähterin
am Palais entwendet, als er ihr einen Floh von der Brust fing, den er ihr gleichwohl
doch selber erst darauf gesetzt. Und wenn er dann in einer Gesellschaft mit
ehrbaren Frauen zu sprechen kam, bracht er alsbald die Red auf das Weißzeug,
legt' ihnen die Hand auf den Busen und frug: »Was für Gespinst ist dies? von
Flandern? oder von Hennegau?« Zog darauf sein Schneuztuch herfür, und sprach:
»Da schauns, schauns, hie ist eine Arbeit drin! dies hab ich aus der Fickardi,
es ist von Vecheln«; und schüttelts ihnen derb unter die Nasen, daß sie vier
Stunden in einem Atem weg niesen mußten. Er aber unterdessen farzt' dazu wie
ein Karrngaul: und die Weiber lachten und sprachen: »Wie? ihr farzt, Panurg?«
- »Nicht doch, Madam«, antwortet' er, »ichi mach hie nur den Conterbaß zu eurer
Nasenmelodei.« Wieder in einem andern war ein Dietrich, Haken, Pelikan und solchs
Gerät, wovor kein Kasten und keine Tür so fest war, die er nicht damit aufgehakelt
hätt. Ferner ein andres voll kleiner Becher, womit er gar künstlich zu spielen
verstund; denn in den Fingern seiner Hand war er geschmeidiger als Minerva und
Arachne: auch war er vor diesem mit Theriak hausieren gegangen. Und wenn er
einen Gulden oder sonst eine andre Münz wo wechselt', hätt der Wechsler wahrlich
schlauer als Meister Luchs sein müssen, wenn ihm Panurg nicht mindestens jedes
Mal fünf bis sechs schwere Kreuzer dabei ganz öffentlich am hellen Tag vor aller
Augen hätt blasen sollen. Dem Wechsler geschah kein Leid noch Schaden, er spürt'
nur eben den Wind davon. - (
rab
)
|
||
![]() |
||
![]() |
![]() |
|
![]() |
||
|
|
|
![]() ![]() |
![]() ![]() |