rrgarten Wolterbeek äußerte, noch ehe er erste Pläne vorlegte, ein Irrgarten zeige Kunst und Natur in brüderlichster Vereinigung. Der Form nach barock, sei er in seinem Wesen höchst natürlich, indem er gerade das Ziellose, Verstrickend-Wuchernde der Natur wiederherstelle und diese also in ihre ursprüngliche, würdige Lage versetze.
Gleichwohl hatte sich der Holländer Abweichungen vom strengen Barockstil
erlaubt. Diese betrafen weniger den Irrgarten selbst, als vielmehr sein Verhältnis
zum Ganzen der umgebenden Landschaft. Nicht wollte der Architekt den Irrgarten
für sich, umgrenzt etwa, in der restlichen, beliebigen Landschaft aufgestellt
wissen, »als handle es sich um ein Spielfeld, das man betritt und verläßt«,
sondern er wollte ihn, besonders was seinen Zugang und Ausgang betraf, letzteren
in direkter Nähe der Freitreppe des Hauptgebäudes, vernünftig in die vorliegende
Landschaft einordnen. Dies nahm sich auf den Karten so aus, daß der Zugang zum
Irrgarten sich schon bald nach Durchschreiten des großen Portals, das in die
gesamten Besitzungen des Landrats hineinführte, also auf dem Weg zum Herrenhause,
empfahl. Der breite Asphaltweg wurde daher für eine Weile auch in das Labyrinth
hineingeführt, in das Labyrinth wohlgemerkt, wo es strenggenommen noch gar keines
war, weil sich ja, der Planung Wolterbeeks folgend, nicht eindeutig bestimmen
ließ, wo es beginne. Noch ehe die Arbeiten abgeschlossen waren, konnte dies,
auch unter Befragung der Pläne, kaum mehr ausgemacht werden, und der Unterhaltungen
gerade über diesen Gegenstand waren unzählige. Während Eduard, den der dauernde
Wechsel unter den zur Anlage des Parks angeworbenen Arbeitskräften beiläufig
ein wenig verstimmte - immer mußten neue Arbeiter angeworben werden, die jedoch
nie lange zu bleiben schienen, indem sie sich eines Tages einfach nicht zur
Arbeit meldeten, anderseits oft auch von ihren Familien vermißt wurden, also
offenbar der Fremdenlegion beigetreten waren - ,während Eduard sich dem Eindruck
ergab, der Irrgarten selbst beginne an der Stelle, an der die Asphaltierung
des bis dahin angenehmen Fahrweges, der sich hier auch allmählich verenge, unregelmäßig,
ringsum die Hecken höher und ebenmäßiger zu werden begännen, verlegte Wolterbeek
selbst wunderlicherweise den Beginn des Labyrinths hart an das Eingangstor der
landrätlichen Besitztümer, ja in manchen Gesprächen wollte der Baumeister, durch
den zweifelnden Blick Eduards kaum zurückgehalten, den Irrgarten weit vor den
Ländereien seines Auftraggebers beginnen lassen, indem er ausgedehnte Strecken
des badischen und alemannischen Landes zu Vorräumen des Labyrinths erkor. -
Reinhard Lettau, Schwierigkeiten beim Häuserbauen. Aufritt Manigs. Frankfurt/M. -
Berlin - Wien
1982 (zuerst 1962)
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