nternat
Da gab es zum Beispiel jene Zinnschalen, aus denen wir unseren Haferbrei aßen.
Sie hatten gerillte Ränder, und unter den Rändern klebte eingetrockneter Brei,
der sich in langen Streifen abziehen ließ. Der Brei selbst enthielt mehr Klumpen,
Haare und undefinierbare schwarze Gegenstände, als man für möglich halten sollte,
es sei denn man wollte annehmen, daß jemand sie absichtlich hineintat. Man konnte
diesen Brei nie essen, ohne ihn vorher zu untersuchen. Und dann das schleimige
Wasser im Bad - das Becken war 12 bis 15 Fuß lang, und die ganze Schule mußte
jeden Morgen dort hineinsteigen, aber ich bezweifle, ob das Wasser überhaupt
jemals erneuert wurde. Und dann die immer feuchten Handtücher mit ihrem
Käsegeruch und der Schweißgeruch des Umkleideraumes mit seinen schmierigen Waschbecken
und daneben die Reihe von dreckigen, verkommenen Toiletten, deren Türen keinerlei
Riegel hatten, so daß immer, wenn man dort hockte, garantiert jemand hereinplatzte.
Ich kann nicht an meine Schule denken, ohne daß mich sofort jene kalte, übelriechende
Atmosphäre befällt - jenes Gemisch aus dem Gestank verschwitzter Socken, schmutziger
Handtücher, von Kotgerüchen durchwehten Korridoren, von Eßbesteck voll alter
Speisereste, von Hammeleintopf und von knallenden Klotüren und dem Geklirr der
Nachttöpfe in den Schlafsälen. - George Orwell, nach: Irving Goffman,
Asyle. Über die soziale Situation psychiatrischer Patienten und anderer Insassen.
Frankfurt am Main 1973 (es 678, zuerst 1961)