nterferenz »Wie nett du bist, Gaucho, was ist los mit dir?« sagte Nando. »Kannst du jetzt sogar reden, haben sie dich geheilt?«
Der Gaucho hob die Illustrierte wieder vors Gesicht und begann zu lesen.
Nando hatte das gesagt, weil er wenig redete, der Gaucho, aber mit dem Nene
verstand er sich ohne ein Wort. Er schwieg oft stundenlang, grübelte und hörte
Geräusche. Etwas wie ein Gemurmel im Kopf, ein Kurzwellenradio, das versuchte,
unter die Schädelplatten zu dringen und im Inneren des Gehirns zu senden, ungefähr
so. Manchmal gab es Interferenzen, komische Geräusche, Leute, die in unbekannten
Sprachen redeten, syntonisierten, keine Ahnung, woher, aus Japan vielleicht,
aus Rußland. Er achtete aber nicht darauf, weil er das seit seiner Kindheit
kannte. Manchmal konnte er deshalb nicht schlafen, oder es schössen ihm Sätze
durch den Kopf, und er mußte sie aussprechen. Wie gerade eben, als er zu Nando
sagte, er sei ein uruguayischer Witwer. Er hatte das zwischen den Schädelknochen
gehört und es ausgesprochen, und der Typ hatte ihn komisch angeguckt, er wollte
keine Probleme, aber zugleich fand er es lustig, daran zu denken, wie stumpfsinnig
Nando dreingeschaut hatte, als er ihm sagte, daß er wie ein »Uru« aussah. Auch
das Wort »Visage« war lustig. Als ob er Bagage zu ihm gesagt hätte, oder Bandage.
Apothekarisch, das. Er ging ein Akte' min schlucken. Der Nene und Nando redeten
weiter, aber der Gaucho hörte sie kaum, es war wie Windesrauschen. - Ricardo Piglia, Brennender
Zaster. Berlin 2001
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