Intelligenzen   Nun kommen wir an die Intelligenzen, die Geister und Dämonen. Eine Intelligenz ist ein geistiges Wesen, frei von jedem Anteil an der dichten und verganglichen Körperlichkeit, unsterblich, den Sinnen unzugänglich, allem Beistand verleihend, in alles einfließend. Diese Natur besitzen alle Intelligenzen, Geister und Dämonen. Dämonen nenne ich aber hier nicht jene Wesen, die wir Teufel heißen, sondern ich verstehe darunter Geister nach der eigentlichen Bedeutung des Worts, die gleichsam wissend, verständig und weise sind.

Von diesen aber gibt es nach der Tradition der Magier drei Gattungen.

Die ersten nennen sie die überhimmlischen, die von der Körperlichkeit völlig befreiten Geister, oder die intellektuellen Sphären, welche den einigen Gott als ihre festeste und unvergänglichste Einheit oder ihr Zentrum verehren, weshalb sie selbst auch Götter heißen, wegen ihrer Teilnahme an der Gottheit und weil sie immer von Gott voll und von göttlichem Nektar trunken sind. Diese verweilen allein um den einigen Gott, und stehen keinen Weltkörpern vor, noch werden sie zum Dienste der unteren Kreaturen verwendet, sondern sie lassen nur das von Gott empfangene Licht in die unteren Ordnungen einfließen und teilen jedem seine Verrichtungen zu.

Diesen folgen in zweiter Ordnung zunächst die himmlischen Intelligenzen, die man Weltdämone nennt, die nämlich außer der Verehrung Gottes den Weltsphären zugeordnet sind und einem jeden Himmel und Sterne vorstehen, weshalb man sie in ebenso viele Ordnungen einteilt, als es in der Welt Himmel und Sterne gibt. Die einen nannte man saturnisch, weil sie dem Himmel des Saturn und dem Saturn selbst, die andern Jupitersgeister, weil sie dem Himmel des Jupiter und dem Jupiter vorstehen. Auf ähnliche Weise erhielten auch nach den Namen anderer Sterne und ihren Kräften die verschiedenen Dämonen ihre Namen, und weil die alten Astrologen fünfundfünfzig Bewegungen annahmen, so stellen sie für dieselben ebenso viele Intelligenzen oder Dämonen auf. Auch dem Sternenhimmel legten sie Dämonen bei, als Vorstände der Himmelszeichen, der Triplizitäten, der Dekane, der Quinarien, Grade und Sterne; denn obgleich einem jeden Gestirnkreise die ganze philosophische Schule, auch die der Peripatetiker, nur eine Intelligenz beilegt, so muß doch jeder Stern und Himmelsteil, da er seine eigene und verschiedene Kraft und Einfluß hat, notwendigerweise auch eine besondere, ihm vorstehende Intelligenz haben, welche ihm seine Kraft verleiht und wirkt. Die Astrologen nahmen daher zwölf Dämonenfürsten an als Vorsteher der zwölf Himmelszeichen; sechsunddreißig als Vorsteher von ebensoviel Derurien; zweiundsiebenzig als Vorsteher von ebensoviel Quinarien des Himmels, menschlichen Sprachen und Völkern; vier als Vorsteher der Triplizitäten und Elemente; sieben endlich als Leiter der ganzen Welt, nach den sieben Planeten. Allen gaben sie Namen und Siegel, die man Charaktere nennt, und bedienten sich ihrer bei Anrufungen, Beschwörungen und Eingrabungen. Sie zeichneten dieselben auf die zu ihren Operationen dienenden Instrumente, als Bilder, Platten, Spiegel, Ringe, Karten, Wachskerzen u. dgl. Wenn sie z. B. mit Hilfe der Sonne operierten, so gebrauchten sie bei ihrer Beschwörung die Namen der Sonne und der solarischen Dämonen; so im übrigen.

Zur dritten Gattung rechnet man sodann die dienstbaren Dämonen, deren Dienste in dieser unteren Welt verwendet werden, und die Origines unsichtbare Kräfte nennt, denen das, was auf Erden ausgeführt werden soll, anvertraut ist. Niemand sichtbar, leiten sie nämlich bald unsere Reisen und sämtliche Geschäfte; bald sind sie bei Schlachten anwesend und leisten durch heimliche Hilfe ihren Freunden den gewünschten Beistand. Glück und Unglück sollen sie nach Belieben bringen können. Sie werden gleichfalls in mehrere Klassen geteilt: die einen sind Feuer-, andere Wasser-, andere Luft- und wieder andere Erdgeister; diese vier Klassen stimmen mit den vier Kräften der himmlischen Seelen überein, nämlich mit dem Verstande, der Vernunft, der Einbildungskraft und der belebenden und bewegenden Natur. Die Feuergeister folgen mehr dem Verstande der himmlischen Seelen, weshalb sie zur Betrachtung des Höheren mitwirken; die Luftgeister folgen der Vernunft und begünstigen diese Seelenkraft, indem sie dieselbe von der sinnlichen und vegetabilischen Kraft gleichsam lostrennen und so dem tätigen Leben dienen, wie die Feuergeister dem beschaulichen; die Wassergeister folgen der Einbildungskraft und dem Gefühl und dienen dem vergnügungssüchtigen Leben; die Erdgeister endlich folgen der Natur und begünstigen die vegetative Natur. Überdies teilt man auch diese Ordnung von Dämonen in Saturns-, Jupitergeister usf. nach den Namen der Sterne und Himmel. Sodann nennt man auch die einen östliche, die andern westliche, andere südliche und wieder andere nördliche Dämonen.

Kein Teil der Welt entbehrt des Verstandes dieser Geister, und zwar indem sie nicht sowohl an einem Orte sind, sondern hauptsächlich daselbst regieren; denn sie sind überall, obwohl die einen da, die andern dort hauptsächlich wirken und ihren Einfluß äußern. Dies ist jedoch nicht so zu verstehen, als ob sie den Einflüssen der Gestirne unterworfen wären, sondern sie entsprechen dem überweltlichen Himmel, von dem vornehmlich alles geleitet wird, und nach dem alles sich richten muß. Wie daher diese Geister verschiedenen Sternen, so sind sie auch verschiedenen Orten und Zeiten zugeteilt; nicht als ob sie durch Zeit und Ort beschränkt würden, so wenig als durch die Körper, denen sie vorgesetzt sind, aber die Ordnung der Weisheit hat es so festgesetzt. Daher sind sie solchen Körpern, Örtern, Zeiten und Gestirnen, denen sie zugehören, günstiger und schützen sie vorzugsweise. Endlich spricht man auch von Tag-, Nacht- und Mittagsgeistern, sowie von Wald-, Berg-, Feld- und Hausgeistern. Daher die Silvanen, Faunen, Satyrn, Pane, Nymphen, Najaden, Nereiden, Dryaden, Pieriden, Hamadryaden, Potaniden, Agapeten, Palen, Pareaden, Dodonen, Fenilien, Favernen, Parzen, Musen, Anoniden, Kastaliden, Helikoniden, Pegasiden, Mäoniden, Phöbiaden, Camören, Charitinen, Genien, Lemuren u. dgl. welche das Volk der Oberen, von anderen Halbgötter oder Halbgöttinnen genannt werden.

Von diesen sind einige dem Menschen so nahe und befreundet, daß sie auch von menschlichem Kummer berührt werden. Plato glaubt, daß die Menschen in Folge der Unterweisung durch solche oft erstaunliche Wunder ausrichten, wie einige uns näherstehende Tiere, z. B. Affen, Hunde, Elephanten in Folge des Unterrichts der Menschen bei ihrer Art oft Wunderbares bewirken. Die, welche die Geschichte der Dänen und Norweger geschrieben haben, bezeugen, daß Dämonen verschiedener Gattung in jenen Gegenden dem Dienste der Menschen unterworfen seien. Einige Dämonen sind körperlich und sterblich; ihre Körper entstehen und vergehen, doch leben sie sehr lange, wie dies die Meinung der Ägyptier, Platoniker und besonders des Proklus ist. Auch Plutarch, der Philosoph Demetrius und der Rhetor Aemilianus behaupten dasselbe, denn sie bezeugen unter vielem Wunderbaren ihrer Zeit, daß der große Pan und mehrere andere Dämonen zuerst kläglich geweint haben, hierauf verschieden seien. Der Dämonen dieser dritten Gattung soll es nun nach der Meinung der Platoniker ebenso viele Legionen geben, als Sterne am Himmel sind, und eine jede Legion soll ebenso viele Dämonen enthalten, als der Himmel selbst Sterne umfaßt. Die Zahl der guten Dämonen schätzen einige (wie Athanasius angibt) im Vergleich zur Zahl der Menschen auf neunundneunzig Teile, nach dem Gleichnisse von den hundert Schafen; andere nur auf neun Teile nach dem Gleichnisse von den zehn Groschen; noch andere halten dagegen die Zahl der Engel für gleich mit der Zahl der Menschen, weil geschrieben stehet: Er hat die Grenzen der Völker gesetzt nach der Zahl der Engel Gottes. Von ihrer Zahl ist überhaupt vieles geschrieben worden. Die neueren Theologen, welche dem Magister sententiarum, dem Augustinus und dem Gregorius folgen, sagen einfach, die Zahl der guten Engel übersteige jeden menschlichen Begriff, und diesen entsprechen auf der andern Seite unzählige unreine Geister, die in ebenso großer Zahl in der unteren Welt existieren, als reine Geister in der oberen Welt sind, wie einige Theologen durch höhere Eingebung erfahren haben wollen.

Unter diesen Geistern nehmen sie noch eine unterirdische oder finstere Dämonengattung an, welche die Platoniker abtrünnige Engel, Rächer der Verbrechen und der Gottlosigkeit (nach der Bestimmung der göttlichen Gerechtigkeit) nennen; auch böse Dämonen und nichtswürdige Geister, weil sie meist aus freien Stücken beschädigen und verletzen.

Solcher Dämonen rechnet man gleichfalls mehrere Legionen, man unterscheidet sie auf ähnliche Weise nach dem Namen der Sterne und Elemente und den Weltteilen, und gibt ihnen Könige, Fürsten und Vorsteher und deren Namen. Es sind ihnen die vier schädlichsten Könige vorgesetzt, nach den vier Teilen der Welt; unter diesen herrschen mehrere Fürsten von Legionen; viele haben auch ihr besonderes Amt.
Hieher gehören die Gorgonen, die Töchter der Nacht, die Furien, Tysiphone, Alekto, Megära, Cerberus.

Von dieser Gattung von Dämonen sagt Porphyrius: Sie bewohnen einen der Erde benachbarten Ort, ja sie befinden sich innerhalb der Erde selbst. Es gibt nichts so Schlimmes, das sie nicht zu vollbringen wagen. Sie haben einen durchaus gewalttätigen und bösartigen Charakter; deshalb sind plötzliche und unerwartete Nachstellungen ihr stetes Dichten und Trachten, und während sie ihre Anläufe ausführen, pflegen sie teils sich zu verbergen, teils aber gewalttätig einzugreifen, und wenn alles in Feindschaft und Zwietracht gegeneinander entbrannt ist, so finden sie daran ihr größtes Vergnügen. - (nett)

 

Spiritismus

 

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