Er hatte geheiratet, aber seine Frau war ihm schon nach einem Jahr davongelaufen. Er hatte Himmel und Erde in Bewegung gesetzt, um sie wiederzufinden. Jahrelang trug jeder Polizist und jeder Gendarm ihre Personenbeschreibung in der Tasche, und Fumel stürzte jedesmal, wenn aus der Seine eine weibliche Leiche herausgefischt worden war, ins Schauhaus. Das war schon zu einer Legende geworden.
»Man kann mir nicht ausreden, daß ihr ein Unglück zugestoßen ist und daß ich daran schuld bin.«
Das eine seiner Augen war starr, heller als das andere, fast durchsichtig, und das machte es einem peinlich, ihn anzusehen.
»Ich werde sie immer und ewig lieben. Und ich weiß, eines Tages werde ich sie wiederfinden.«
Hoffte er das jetzt mit einundfünfzig Jahren noch immer? Es hinderte
ihn freilich nicht, sich immer wieder zu verlieben, aber das Schicksal
meinte es weiter nicht gut mit ihm, denn jedes seiner Liebesabenteuer führte
zu den merkwürdigsten Komplikationen und endete schlecht. - Georges
Simenon, Maigret und der faule Dieb. München 1977 (Heyne Simenon-Kriminalromane
61, zuerst 1961)
Mir fiel ein, lähmend, daß Inspektor J. zu seinen Lebzeiten die rohe Leber
von — wie er sagte — geschlachteten Kaninchen seines Leidens wegen zu verzehren
pflegte. - Andreas Okopenko, Trugbilder. Hommage à Ramón Gómez de la
Serna. In: A.E., Der Akazienfresser. Salzburg 1973
Während seiner kurzen Tätigkeit bei der Kriminalpolizei hatte er sich
aber jedesmal getäuscht, und seine Kollegen hatten ihm den Spitznamen »Inspektor
Komplex« gegeben. - Georges Simenon, Maigret hat Skrupel. München
1977 (Heyne Simenon-Kriminalromane 31, zuerst 1957)
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