nspektor  Er steckte die Hände in die Taschen und rechnete nach, daß es mindestens drei Monate her war, seit er Fumel zuletzt gesehen hatte, den er schon fast so lange kannte, wie er selber bei der Polizei war, seit jener Zeit, da er auf einem Polizeirevier tätig gewesen war. Fumel war damals schon häßlich, und man bedauerte ihn und machte sich zugleich über ihn lustig, einmal, weil seine Eltern ihm den ausgefallenen Namen Aristide gegeben hatten, und zum anderen, weil er trotz seiner Häßlichkeit ständig Liebesaffären hatte.

Er hatte geheiratet, aber seine Frau war ihm schon nach einem Jahr davongelaufen. Er hatte Himmel und Erde in Bewegung gesetzt, um sie wiederzufinden. Jahrelang trug jeder Polizist und jeder Gendarm ihre Personenbeschreibung in der Tasche, und Fumel stürzte jedesmal, wenn aus der Seine eine weibliche Leiche herausgefischt worden war, ins Schauhaus. Das war schon zu einer Legende geworden.

»Man kann mir nicht ausreden, daß ihr ein Unglück zugestoßen ist und daß ich daran schuld bin.«

Das eine seiner Augen war starr,  heller als das andere, fast durchsichtig, und das machte es einem peinlich, ihn anzusehen.

»Ich werde sie immer und ewig lieben. Und ich weiß, eines Tages werde ich sie wiederfinden.«

Hoffte er das jetzt mit einundfünfzig Jahren noch immer? Es hinderte ihn freilich nicht, sich immer wieder zu verlieben, aber das Schicksal meinte es weiter nicht gut mit ihm, denn jedes seiner Liebesabenteuer führte zu den merkwürdigsten Komplikationen und endete schlecht. - Georges Simenon, Maigret und der faule Dieb. München 1977 (Heyne Simenon-Kriminalromane 61, zuerst 1961)

Inspektor (2)  Unser Bekannter,  Inspektor J., der an einem inneren Leiden vor Jahren verstorben war, kam in mein Zimmer und öffnete lautlos eine Ärztetasche mit Sezierbesteck. Die Lampe, die ein regelmäßiges milchweißes Licht verbreitete, störte die Stille nicht.

Mir fiel ein, lähmend, daß Inspektor J. zu seinen Lebzeiten die rohe Leber von — wie er sagte — geschlachteten Kaninchen seines Leidens wegen zu verzehren pflegte. - Andreas Okopenko, Trugbilder. Hommage à Ramón Gómez de la Serna. In: A.E., Der Akazienfresser. Salzburg 1973

Inspektor (3) Um fünf Uhr saß Maigret wieder an seinem Schreibtisch und schrieb auf einen gelben Aktendeckel: Enttäuschung und darunter Minderwertigkeitskomplex. Es waren Ausdrücke, die er gewöhnlich nicht benutzte und denen er mißtraute. Vor ein paar Jahren hatte er in seiner Abteilung ein paar Monate lang einen Inspektor gehabt, der gerade frisch von der Universität gekommen und jetzt in einer Privatdetektei tätig war. Er hatte Freud, Adler und einige andere gelesen und war davon so beeinflußt, daß er behauptete, jeden Fall mit Hilfe der Psychoanalyse erklären zu können.

Während seiner kurzen Tätigkeit bei der Kriminalpolizei hatte er sich aber jedesmal getäuscht, und seine Kollegen hatten ihm den Spitznamen »Inspektor Komplex« gegeben. - Georges Simenon, Maigret hat Skrupel. München 1977 (Heyne Simenon-Kriminalromane 31, zuerst 1957)

 

Kommissar

 

Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme