nnovation
Die Völker der Steppe sind weniger für ihr politisches, ökonomisches
und gesellschaftliches Regime bekannt als für die kriegerischen Innovationen,
die sie auf dem Gebiet der Angriffs- und Verteidigungswaffen, auf dem Gebiet
der Organisation oder Strategie und auf dem Gebiet der technologischen Elemente
(Sattel, Steigbügel, Hufeisen, Hämische...) eingeführt haben. Die Geschichtsschreibung
versucht immer wieder zu bestreiten, daß diese Erfindungen von den- Nomaden
stammen, schafft es aber nicht, die nomadischen Spuren zu tilgen. Die Nomaden
haben das Gefüge Mensch-Tier-Waffe, Mensch-Pferd-Bogen erfunden. Und quer zu
diesem Geschwindigkeitsgefüge haben die Metallzeitalter für Innovationen gesorgt.
Die bronzene Streitaxt der Hyksos oder das Eisenschwert der Hethiter sind mit
kleinen Atombomben verglichen worden. Man konnte die Waffen aus der Steppe zeitlich
sehr genau zuordnen, indem man den Wechsel von schwerer und leichter Bewaffnung
(skythischer und sarmatischer Typus) sowie ihre Mischformen beschrieb. Der Säbel
aus Gußstahl, der oft gekrümmt und abgestumpft war, eine Waffe zum Schneiden
und Hauen von der Seite, erreicht einen anderen dynamischen Raum als das geschmiedete
Eisenschwert zum Stechen von vom. Die Skythen haben den Säbel nach Indien
und Persien gebracht, von wo die Araber ihn übernommen haben. Man ist sich einig,
daß die Nomaden mit den Feuerwaffen und vor allem mit der Kanone ihre innovative
Rolle verloren haben ("das Kanonenpulver siegte über ihre Geschwindigkeit").
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Deleuze
/ Guattari, Tausend
Plateaus.
Berlin 1992 (zuerst 1980)
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