nnenarchitektenblick
Es war ein sehr hübsches und ordentliches Zimmer. Auf der Kommode lag ein bernsteinfarbenes
Set, jedes Teil in exakter geometrischer Beziehung zum anderen. Zwei farbige
Stiche von Pariser Ansichten, deren einer goldfarbene Kürbisse auf einem Marktplatz
und deren anderer einen lavendelblauen Arm der Seine unter einer Steinbrücke
zeigte, hielten sich auf der gegenüberliegenden Wand gegenseitig optisch im
Gleichgewicht. Ein Polsterstuhl mit einem weiß-braunen Zierdeckchen auf der
Rückenlehne stand genau in der Mitte zwischen den beiden großen Fenstern. Der
einfache blaue Teppich war glatt und flek-kenlos. Miss Paxton lag auf dem Bett.
Ihr merkwürdig farbloses Haar lag in zwei sorgfältig geflochtenen Zöpfen auf
dem Polster. Das Gesicht war ruhig und gefaßt. Das Bett war ohne jede Falte.
Miss Paxton hätte in tiefem Schlaf liegen können, abgesehen von dem Dolch, der
in ihrem dünnen Hals steckte. Es war ein großer Dolch, wie ihn Jäger verwenden,
mit einem braunen Horngriff. Crane dachte, der Mörder habe guten
Geschmack gezeigt, als er die alte Frau mit einem Dolch tötete, der so gut
zur Einrichtung ihres Zimmers paßte. - Jonathan Latimer,
Mord bei Vollmond. Zürich 1991 (zuerst 1935)
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