Dngenieurin   Ingrid Fahle, Ingenieurin der Abendstunde. Sie schaltet das Licht ein, läßt den Kunden herein, gibt ihm sein Präservativ. Der Kunde entkleidet sich. Sie schält sich aus ihren Dingern. Mit Ingenieursgriff umfaßt sie den Sack des Kunden, locker. Sie ist kundig. Sie befreit diesen Gast von dem zu eng sitzenden Präservativ. Sie legt diesen Kunden auf die Massagepritsche und macht sich im Raum zu schaffen. Die Vorfreude soll andauern. Sie massiert die Fußknöchel, die Kniescheiben, Waden. Sie geht über zum Brustkorb.

Der Kunde entspannt sich. Er bittet wortlos um schärfere Behandlung seines Halses. Sie würgt ein wenig. Sie nimmt 180 DM. Die Spitze des Fegers dieses Assessors ist wie ein verkleinerter Rosenkohl, aber an der äußersten Spitze angespannt, und läßt eine männliche Scheide sehen, aus der dann später Saft kommt. Sie weiß, daß hiernach keine Steigerung mehr möglich - sie lenkt ab. Ein älteres Exemplar der Zeitschrift STERN. Der Kunde sieht die Bilder an.

Sie fügt sich in die Freitag-17-Uhr-Welle der vielen Menschen ein, die die Kaiserstraße herunter zum Bahnhof drängen. Es tut ihr gut, die Laufmuskulatur anzustrengen. Moselstraße, Taunusstraße überqueren. Niddastraße. Sie steigt die vier Treppen zu ihrer Privatwohnung hinauf. Drückt das Schnappschloß ihres Quartiers auf. Von der Arbeitswoche erschöpft, öffnet sie die Wohnzimmertür, hat die Vorstellung, daß sie sich jetzt einen Tee machen wird; sie sieht den Jugoslawen in dem schweren Klubsessel liegen, der Kopf blutüberkrustet, seitwärts auf die Lehne gelegt.

Diesen Jugoslawen kennt sie seit mehreren Wochen. »Auf Geschäftsreise von Zagreb nach Brüssel, wo er für das von ihm geführte Hotel eine Spülmaschine einkaufen soll.« »Wollte in Frankfurt zwei Diamanten verkaufen.« Sie betastet vorsichtig seinen Kopf, versucht den Oberkörper Ante Allewischs aufzurichten. Ein längliches Eisenstück liegt neben dem Klubsessel am Boden. Das Altbauzimmer ist mit einer großen Schlafcouch und einer »Trink-Ecke« ausgestattet: Sitzbank, davor Rauchtischchen, zwei Damenhocker. Zu dieser Ecke zählt der große Klubsessel.

»Keiner ist alleine schlau genug.« Sie will Wasser holen, dieses Blut am Kopf wegwaschen. Sie hebt ein Augenlid Allewischs hoch, benutzt dazu (um Fingerabdrücke zu vermeiden) einen Lappen, den sie aus der Küche holt; sieht sich das Weiße in dem jugoslawischen Auge an. »Sachte pustet sie darauf.« Sie hofft auf ein Lebenszeichen. Sie zündet ein Streichholz an und hält es vor Allewischs Mund. Sie prüft den Puls. Durch den Lappen hindurch fühlen ihre Finger nichts, auch nicht durch ein Seidentuch, das sie aus dem anliegenden Zimmer, in dem Karl Schleich lebt, holt. Sie muß sofort Schleich sprechen, ihren Beschützer. - (klu)

Ingenieur Frau, diplomierte

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