nformationskette Aus dem Wunsch zu überzeugen oder ganz einfach durch eine Wiederholung dessen, was der vorhergehende Vermittler gesagt hat, stellt sich daher derjenige, der ein Gerücht verbreitet, stets als jemand dar, der dem Ursprung des Gerüchts sehr nahe ist. Er ist zwar der ursprünglichen Quelle nicht persönlich begegnet, diesem Hauptsachverständigen, der gesehen hat und Bescheid weiß. Hingegen kennt er denjenigen oder diejenige, die direkten Kontakt mit diesem Hauptsachverständigen hatten.
Jedenfalls ist die Informationskette kurz, der ursprüngliche Zeuge ist nur
einen Steinwurf entfernt, in Reichweite: Eine einzige Mittelsperson trennt uns
von ihm. Diese Mittelsperson, dieser Sprung, diese Bruchstelle sind bei Gerüchten
stets vorhanden. Das stimmt mit einem realen Sachverhalt überein: Wer zu uns
spricht, hat das Erzählte nicht direkt von der ursprünglichen Quelle erfahren.
Und das erfüllt auch eine Funktion: Es hält uns davon ab, eine Überprüfung vorzunehmen.
Der ursprüngliche Zeuge ist außerordentlich nahe, entzieht sich jedoch zugleich
einem unmittelbaren Zugriff. Immer geht es darum, daß man glauben und nicht
überprüfen soll. - Jean-Noël Kapferer, Gerüchte. Das älteste Massenmedium
der Welt. Berlin 1997
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