Indizien   Eines Morgens, wir erfuhren es auf dem Schulweg, hatte man die Leiche einer ermordeten Frau im Henkellpark gefunden, der nur zwei Straßenzüge miteinander verband und außer einer Wiese mit ein paar Pappeln und einer kleinen, mit Blumenrabatten umpflanzten Steinterrasse mit im Boden eingelassenen Bänken nichts weiter aufwies. Kaum war die Schule aus, liefen wir zu der Stelle und meinten, in den dunklen Flecken auf dem Boden das Blut des Opfers und in den flatternden Stofffetzen in den Büschen dessen Kleider zu erkennen. Von da an sahen wir Tote und Leichenteile überall: in Kohlköpfen, die von Traktoren gefallen waren, in Arbeitskitteln auf Gerüsten abgelegt und in zusammengerollten Teerpappen an Kellereingängen. Auch brachten wir uns zu den abendlichen Treffen Fundstücke mit: ein leeres Portemonnaie, das dem Opfer gehört haben musste, eine abgebrochene Klinge, die der Mörder verloren hatte, eine verdreckte Mütze oder Zigarettenstummel. Alles wurde uns Reliquie, dann wieder Indiz, das wir ehrfürchtig in einer Kiste im Geräteschuppen verwahrten und nur manchmal unter dem zerrissenen Kartoffelsack, der es bedeckte, hervorzogen, um uns zu vergewissern, dass unsere Erinnerung an den Mord kein Traum gewesen war.  - (raf)
 

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