ndianerlager In
der dunklen Savanne leuchten die Lagerfeuer. Um den Herd herum, hinter dem zerbrechlichen
Schutzschirm aus Palmen und Zweigen, die hastig in den Boden gerammt wurden
nach der Seite hin, wo Wind oder Regen drohen, suchen die Eingeborenen Schutz
vor der einbrechenden Kälte; ringsumher stehen die Kiepen, gefüllt mit den armseligen
Dingen, die ihren irdischen Reichtum bilden; auf der nackten Erde liegend, von
anderen, ebenso feindseligen wie furchtsamen Gruppen verfolgt, halten sich die
Gatten eng umschlungen: sie sind sich gegenseitig Stütze, Trost und die einzige
Hilfe im Kampf gegen die täglichen Schwierigkeiten und die grüblerische Melancholie,
die von Zeit zu Zeit die Nambikwara-Seele ergreift. Der Besucher, der zum ersten
Mal sein Lager im Busch neben den Indianern aufschlägt, empfindet Angst und
Mitleid beim Anblick dieser so gänzlich entblößten und, wie es scheint, von
einer unerbittlichen Katastrophe zu Boden gedrückten Menschen, die sich nackt
und zitternd um flackernde Feuer drängen. Tastend geht er durch das Gestrüpp
und vermeidet behutsam, hier auf eine Hand, dort auf einen Arm, einen Körper
zu treten, dessen warmen Widerschein er im Licht des Feuers errat. Doch dieses
Elend ist von Flüstern und Lachen erfüllt. Die Paare umarmen sich, als überfiele
sie Sehnsucht nach einer verlorenen Einheit; sie unterbrechen ihre Liebkosungen
nicht, wenn der Fremde vorübergeht. Von ihnen allen geht eine große Freundlichkeit
aus, eine tiefe Sorglosigkeit, eine naive und bezaubernde animalische Zufriedenheit
und, alle diese Gefühle zusammenfassend, so etwas wie der rührendste und wahrhaftigste
Ausdruck menschlicher Zärtlichkeit. -
(str2)
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