Indianerfilm   Die Szene sollte eine ernste, feierliche Stimmung wiedergeben. Drei Navajos in der Maske der Medizinmänner der Cheyenne flehten zu ihrer Gottheit, die Regierung der Weißen Männer zur Einhaltung der Verträge zu bewegen. Das war so einfältig gemacht, daß ringsum ein Hupkonzert einsetzte. Und in dieser Szene waren eben auch ein paar Cheyenne-Mädchen... eigentlich Navajo-Mädenen zu sehen, die den frommen Gesang der drei Schamanen mit rhythmisch-dumpfem Trommelschlag begleiteten.

»Was die drei da singen, ist das auch Navajo?« fragte Blizzard. Er hatte das Kinn auf die Rückenlehne der vorderen Bank gestützt, sein Kopf schob sich wie ein Keil zwischen Janet und Chee.

»In etwa schon«, antwortete Chee. »Eigentlich wird das Lied bei uns gesungen, wenn die jungen Mädchen ihren traditionellen Tanz vorführen. Aber sie spielen es hier viel langsamer, damit es feierlich klingt.«

Nein, bis jetzt verlief der Abend nicht mal annähernd so, wie Chee sich den Kinobesuch mit Janet Pete vorgestellt hatte.

Richard Widmark als Kommandeur der Kavallerieabteilung hatte inzwischen ein letztes Treffen zwischen den Regierungsbeamten und den Cheyennes organisiert. Er ergriff beim Palaver Partei für die Rothäute, sagte, das Land, das die Regierung den Indianern als Reservat zugewiesen habe, sei rauh und unfruchtbar, und unterstrich das mit einer weitausholenden Geste. Weil aber jeder in der Landschaft, auf die Widmark deutete, das in rosaroten Abendglanz getauchte Bergpanorama ein paar Meilen südlich von Gallup wiedererkannte, die Gegend um lyanbito Chapter House, löste die Szene gleich wieder ein Hupkonzert aus.

Und so ging es weiter. Da beantworteten beim Kriegsrat Navajos, als Cheyenne-Häuptlinge unheilsschwanger dreinblickend, schicksalsschwere Fragen — und das auf navajo und in so schwermütigem Ton, als erwarteten sie jeden Moment den Weltuntergang. Und wenn dort der Dolmetscher im Film das Ganze ins Englische übertrug, klang es noch trübsinniger. Für die Zuschauer war das Spektakel ein willkommener Anlaß zu fröhlichem Geplauder, und Janet und Blizzard wollten ständig von Chee wissen: »Was hat er denn nun wirklich gesagt?«

Der Originaltext auf navajo hatte häufig nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem, was das Drehbuch vorsah, und hin und wieder entgleisten die Abwandlungen zu eindeutig schlüpfrigen Bemerkungen - zum Beispiel Vermutungen darüber, wie lang und dick der Penis des Film-Colonels wohl sei.  - Tony Hillerman, Geistertänzer. München 1995

 

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