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Der Friedhof lag außerhalb des Dorfes. Von
einer Steinmauer eingefaßt. Ein schmiedeeisernes
Eingangstor. Es war kalt. Das erste Mal im Jahr, daß ich den Winter ahnte. Friedhöfe
haben für mich etwas Vertrautes. Ich spielte als Kind in einem Friedhof. Er
war individuell, jeder Tote hatte sein eigenes Grab, Grabsteine, schmiedeeiserne
Kreuze, Sockel, Säulen, sogar ein Engel war zu sehen. Auf dem Grab von einem
Christeli Moser. Aber der Friedhof von Flötigen war ein moderner Friedhof, ein
vom Gemeinderat von Flötigen vor zehn Jahren beschlossener Friedhof. Was vor
zehn Jahren gestorben war, war nicht mehr vorhanden. Da der Friedhof begrenzt
war und nicht mehr erweitert werden konnte - die Bodenpreise waren zu hoch -,
wurde nur zehnjähriges Liegen in der Heimaterde gestattet. Dann ab in die Ewigkeit.
Doch in diesen zehn Jahren mußte man strammliegen. Jedem sein gleiches Grab.
Seine gleichen Blumen. Sein gleicher Grabstein. Mit der gleichen Schrift beschriftet.
So lagen die Toten in Reih und Glied, sogar der, den ich suchte. Unordentlich
im Leben, ordentlich als Leiche. - Friedrich Dürrenmatt, Justiz. Zürich 1987
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