M  Nein, es geschah nicht, ich lebte in der Simulation, ich lebte in einem Land voll von simulierter Konsequenz. - Irgendwer hätte mich doch rausschmeißen müssen nach dem Vorfall mit der Studentin, entweder die Szene oder die Firma! Offenbar war ich weder für die Firma noch für die Szene ein vernünftiger IM ...

Es war, als ob mir sogar die Stühle auswichen, auf die ich mich setzen wollte (mein schöner roter Sessel zum Beispiel) ... als ob die Leere, in der ich mich bewegte, gar keine Überlegungen ermöglichte, weil es in ihr keine Anhaltspunkte mehr gab, mit denen ich hätte beginnen können. Etwa so mußte einer sich vorkommen, der plötzlich nach Westdeutschland entlassen wurde: es gab dort alles, und deshalb gab es nichts ... es gab dort nur höflich lächelnde Behörden, die von einem nichts erwarteten und nicht begriffen, daß man von ihnen etwas erwartete. - Was sollte ich tun ... ich verglich mich mit einer Spinne, der auf einmal die Fähigkeit abhanden gekommen war, sich ihr Netz zu weben, - tatsächlich hatte ich das Gefühl, daß mir alle Fäden aus Information und Gegeninformation, die mich umsponnen hatten, zerrissen waren. Ich war über mich selbst nicht mehr informiert (niemand mehr informierte mich über mich selbst!), und dies war vielleicht das Erbärmlichste an diesem Zustand. - Die Information, sagte ich mir, sei meine Heimat gewesen. Sie löste sich plötzlich auf, wie das Biotop einer Spinne ... sie löste sich auf und verschwand wie ein ganzes Gesellschaftsgebilde, in dem ich fußte. - Und selbst meine Artikulationsmöglichkeiten lösten sich auf und schränkten sich ein, ich unterlag dem Eindruck, ein ganzes Jahr lang nur noch mit den dürftigsten Hilfszeitwörtern umgegangen zu sein: Was ist... was war ... was wird ... was hatten wir zu sein?  - (ich)