(bi)
Idiot (2) Unstaatlicher
Zweihänder, Außenseiter, Nichtbürger, freier Mensch,
Draußer, Gegensatz von Volksschinder -
(se)
Idiot (3) Auch blödsinnige und geistesschwache Personen bieten einen guten Beweis dafür, daß Lachen oder Lächeln ursprünglich reines Glück oder bloße Freude ausdrückte. Dr. Crichton Browne, dem ich wie bei so vielen andern Gelegenheiten auch hier für die Resultate seiner großen Erfahrung verbunden bin, teilt mir mit, daß bei Idioten das Lachen die hervorstechendste und häufigste aller Ausdrucksformen des Gemüts ist.
Viele Blödsinnige sind mürrisch, leidenschaftlich, unruhig, in einem schmerzlichen Seelenzustande oder im äußersten Grade dumm, und diese lachen niemals.
Andre lachen häufig in einer vollständig sinnlosen Art und Weise. So beklagte sich ein blödsinniger Knabe, der nicht fähig war zu sprechen, bei Dr. Browne mit Hilfe von Zeichen, daß ein andrer Knabe in der Anstalt ihm ein Auge blau geschlagen habe, und dies wurde »von Ausbrüchen von Gelächter begleitet, sein Gesicht war dabei mit dem hellsten Lächeln überdeckt«. Es gibt noch eine andere große Klasse von Blödsinnigen, welche beständig freudig erregt und mild sind und forrwährend lachen oder lächeln. Ihr Ausdruck bietet häufig ein stereotypes Lächeln dar; sobald Nahrung vor sie hingesrellt wird oder wenn sie liebkost werden oder wenn man ihnen helle Farben zeigt oder wenn sie Musik hören, vermehrt sich ihre Freudigkeit, und dann grinsen, kichern und lachen sie. Einige von ihnen lachen mehr als gewöhnlich, wenn sie umhergehen oder irgendeine Muskelanstrengung versuchen. Die freudige Erregtheit der meisten dieser Blödsinnigen kann unmöglich, wie Dr. Browne bemerkt, mit irgendeiner bestimmten Idee assoziiert sein. Sie empfinden einfach Vergnügen und drücken dies durch Lachen oder Lächeln aus.
Bei im ganzen hochgradig geistesschwachen Personen scheint persönliche
Eitelkeit die häufigste Ursache des Lachens zu
sein und nächst dieser das Vergnügen, was sie
bei der zustimmenden Anerkennung ihres Betragens empfinden. - (
dar
)
Idiot (4) Zaghini
Nereo zeigte sich nicht immer amüsiert und tolerant dem Teufel gegenüber,
nicht zuletzt, weil er von armen wehrlosen Kreaturen las, die unablässig überfahren
wurden, und auch von Witwen, auch von verstümmelten Menschen und Hunden. Das
machte der Teufel sicher nicht absichtlich; ihn interessierten weder die Menschen
noch die Hunde oder die Brüche oder im allgemeinen die Schäden an Kraftfahrzeugen
und Verkehrsampeln. Der Teufel war unter diesem Gesichtspunkt ein vollendeter
Idiot, ein einfältiger, asozialer Tropf. Und den Behörden war das nicht klar.
Sogar ein Verkehrspolizist war an einer Kreuzung überfahren und von seinem Podest
hinuntergestürzt worden. Man sprach von einem Wagen ohne Bremsen, der ins Schleudern
gekommen sei, während es ohne Zweifel der Teufel mit einer totalen Unkenntnis
der Verkehrsvorschriften gewesen war, der ihn auf dem Kerbholz hatte. Der Presse
hatte sich der Teufel bei dieser Gelegenheit als ein gewisser Locatelli wohnhaft
in der Via Trento Trieste vorgestellt. Das stand in der Zeitung. Aber die Presse
wurde ja von Idioten gemacht; die Behörden verhielten sich gleichfalls wie Idioten
in dieser Angelegenheit, an erster Stelle die Verkehrspolizisten, und vor allem
der Teufel war ein armer Idiot, unter aller Kritik, der wahrscheinlich sogar
den ursprünglichen Zweck seiner Eile, nämlich den Zaghini Nereo zu überfahren,
schon vergessen hatte, der ja eigentlich der Grund dafür war, daß er angefangen
hatte, so mörderisch zu fahren; wahrscheinlich war ihm sogar der Name entfallen,
geblieben war ihn nur noch die Gewohnheit und die blinde Sucht, einfach schnell
zu fahren. - (
cav
)
Idiot (4) Sie gestand mir, dass sie eine seltsame Neugier verspüre, zu untersuchen, ob nicht die Natur den armen Idioten irgendwie anders entschädigt habe. Skrupelhaftigkeit war nie meine Eigenschaft und so fand ich denn die Idee äusserst unterhaltend und beteiligte mich mit Eifer an der Ausführung. Ich wollte sogar die erste bei der Untersuchung sein. Sobald wir daher die Tür geschlossen hatten, fing ich den Angriff an und versuchte tausend kleine Scherze und Gemeinheiten, um ihn aufzuregen.
Zuerst schien ihm der Spass nicht zu gefallen, aber ich trieb soviel zärtlichen Unsinn mit ihm, dass er bald in Stimmung kam. Ein blödes Lächeln zeigte seine Zufriedenheit an und ich konnte nun alles mit ihm machen, was ich wollte. Ich hatte schon vorher durch einige Blössen seiner Hose hindurch die Weisse seiner Haut bewundert und bemächtigte mich jetzt allmählich des Zentralpunktes, der sich durchaus nicht der Berührung entzog, sondern im Gegenteil unter der kitzelnden Hand immer stärker anschwoll. Ich nestelte eine Art zerrissenen Gürtel auf, hob das zerfetzte Hemd und förderte so das Glied in seinem ganzen imposanten Umfang zutage. Ich gestehe, dass ich nie ein herrlicheres gesehen habe. Leider nahm mir aber jetzt meine Gefährtin in ihrer masslosen Gier das hübsche Spielzeug fort, packte den Burschen am Glied, wie einen Esel am Schwanz, liess sich hinüberfallen und führte den Prachtspeer ohne weiteres in ihre Scheide ein. Von nun an tat der Instinkt das übrige. Er stiess zu, immer rasender und wilder, dass mir ganz Angst um die Patientin wurde. Das Gesicht des Burschen war erschreckend anzusehen, seine Augen funkelten, seine Zähne knirschten, wie ein rasender Stier zerbrach er alles, was sich ihm in den Weg stellte Louise wurde blutiggestossen und litt furchtbar; sie rief mich um Hilfe und versuchte selbst mit aller Anstrengung loszukommen, aber vergeblich. Dick, den die allgewaltige Natur in diesem Moment vollends rasend machte, setzte seine Arbeit unbeirrt fort und begleitete sie mit wilden fasst beissenden Küssen. Das ganze Zimmer erzitterte unter den Anstrengungen der beiden. Die Sache hätte vielleicht ein schlimmes Ende genommen, wenn nicht die Wollustkrise, die bei dem Burchen bald eintrat, seine Wut gestillt hätte.
Die Haltung des armen Burschen nach diesem Abschluss war komisch und bemitleidenswert
zugleich. Erst warf er einen traurigen und erstaunten Blick auf das jetzt kleine
und schlappe Instrument, das ihm so viel Wonne bereitet, dann sah er misstrauisch
zu Louise hinüber und schien sie um eine Erklärung des Phänomens zu bitten.
-
John Cleland, Fanny Hill oder Geschichte eines Freudenmädchens
Idiot (5)
Die grauen Kiemen sind herabgelassen Um ihn sie klappern mit den Tischgeräten, Die Ampel ist vor seiner Nase aufgehängt; In Kirchen sind die roten Teppiche gehängt; Er stemmt die Arme gegen feste Riemen, Ein Kolibri sitzt zwitschernd auf dem Aas, Mistkäfer gröhlen tief in seinen Lenden; |
- Richard Huelsenbeck. Nach: 113 DADA Gedichte. Hg. Karl Riha. Berlin 1982
Idiot (6)
Idiot (7) Der Idiot, der Dummköpf, der Geistesschwache galt bei den Kelten
durchaus nicht als verächtlich. Man schrieb ihm gewisse Kenntnisse des
Unsichtbaren zu, die dem Durchschnittsmenschen verwehrt sind. Seine
Worte wurden für prophetisch gehalten. «Er hat die Füße in dieser Welt
und die Augen in der andern», sagte man von ihm und nahm sich seiner
liebevoll an. - Ré Soupault, Nachwort zu (
bret
)
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