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fixe Nun, glaubt ich, sei es an der Zeit mit meiner
Kur zu beginnen. Ich holte weit aus und sprach sehr gelehrt über die Krankheit
der fixen Ideen die den Menschen zuweilen befalle und nur wie ein einziger
Mißton den sonst rein gesummten Organism verderbe. Ich erwähnte jenes Gelehrten
der nicht zu bewegen war vom Stuhle aufzustehen, weil er befürchtete dann
sogleich mit seiner Nase dem Nachbar gegenüber die
Fensterscheiben einzustoßen; des Abts Molanus der über alles sehr vernünftig
sprach und bloß deshalb seine Stube nicht verließ, weil er besorgte sofort
von den Hühnern gefressen zu werden, da er sich
für ein Gerstenkorn hielt. Ich kam darauf, daß die Vertauschung
des eignen Ichs mit irgendeiner geschichtlichen Person
gar häufig als fixe Idee sich im Innern gestalte. Nichts Tolleres, nichts
Ungereimteres könne es geben, meinte ich ferner, als den kleinen, täglich
von Bauern, Jägern, Reisenden, Spaziergängern durchstreiften Wald zwei
Stunden von B*** für die Thebaische Wüste, und sich selbst für denselben
heiligen Schwärmer zu halten, der vor vielen hundert Jahren den Märtyrertod
erlitt. - Serapion hörte mich schweigend an, er schien den Nachdruck meiner
Worte zu fühlen und in tiefem Nachdenken mit sich selbst zu kämpfen. Nun
glaubt ich den Hauptschlag führen zu müssen, ich sprang auf, ich faßte
Serapions beide Hände, ich rief mit starker Stimme: ,Graf P**, erwachen
Sie aus dem verderblichen Traum der Sie bestrickt, werfen Sie diese gehässigen
Kleider ab, geben Sie sich Ihrer Familie, die um Sie trauert, der Welt
die die gerechtesten Ansprüche an Sie macht, wieder!' - Serapion schaute
mich an mit finsterm durchbohrenden Blick, dann spielte ein sarkastisches
Lächeln um Mund und Wange, und er sprach langsam
und ruhig: ,Sie haben, mein Herr, sehr lange und Ihres Bedünkens auch wohl
sehr herrlich und weise gesprochen, erlauben Sie, daß ich ihnen jetzt einige
Worte erwidere. - Der heilige Antonius, alle Männer der Kirche die sich
aus der Welt in die Einsamkeit zurückgezogen, wurden öfters von häßlichen
Quälgeistern heimgesucht, die, die innere Zufriedenheit der Gottgeweihten
beneidend ihnen hart zusetzten so lange, bis sie überwunden schmählich
im Staube lagen. Mir geht es nicht besser. Dann und wann erscheinen mir
Leute die vom Teufel angetrieben mir einbilden wollen, ich sei der Graf
P** aus M- um mich zu verlocken zur Hoffart und allerlei bösem Wesen. Half
nicht Gebet, so nahm ich sie bei den Schultern, warf sie hinaus und verschloß
sorgfältig mein Gärtlein. Beinahe möcht ich mit Ihnen, mein Herr verfahren
auf gleiche Weise. Doch wird es dessen nicht bedürfen. Sie sind offenbar
der ohnmächtigste von allen Widersachern die mir erschienen und ich werde
Sie mit Ihren eignen Waffen schlagen, das heißt mit den Waffen der Vernunft.
Es ist vom Wahnsinn die Rede, leidet einer von uns an dieser bösen Krankheit,
so ist das offenbar bei Ihnen der Fall in viel höherem Grade als bei mir.
Sie behaupten, es sei fixe Idee, daß ich mich für den Märtyrer Serapion
halte, und ich weiß recht gut, daß viele Leute dasselbe glauben oder vielleicht
nur so tun als ob sie es glaubten. Bin ich nun wirklich wahnsinnig, so
kann nur ein Verrückter wähnen, daß er imstande sein werde mir die fixe
Idee, die der Wahnsinn erzeugt hat, auszureden. Wäre dies möglich so gab
es bald keinen Wahnsinnigen mehr auf der ganzen Erde, denn der Mensch könnte
gebieten über die geistige Kraft die nicht sein Eigentum sondern nur anvertrautes
Gut der höhern Macht ist, die darüber waltet. Bin ich aber nicht wahnsinnig
und wirklich der Märtyrer Serapion, so ist es wieder ein törichtes Unternehmen
mir das ausreden und mich erst zu der fixen Idee treiben zu wollen, daß
ich der Graf P** aus M- und zu Großem berufen sei. Sie sagen daß der Märtyrer
Serapion vor vielen hundert Jahren lebte und daß ich folglich nicht jener
Märtyrer sein könne, wahrscheinlich aus dem Grunde, weil Menschen nicht
so lange auf Erden zu wandeln vermögen. Fürs erste ist die Zeit ein ebenso
relativer Begriff wie die Zahl und ich könnte Ihnen sagen, daß, wie ich
den Begriff der Zeit in mir trage, es kaum drei
Stunden oder wie Sie sonst den Lauf der Zeit bezeichnen wollen, her sind,
als mich der Kaiser Decius hinrichten ließ. Dann aber, davon abgesehen,
können Sie mir nur den Zweifel entgegenstellen, daß ein solch langes Leben,
wie ich geführt haben will beispiellos und der menschlichen Natur entgegen
sei. Haben Sie Kenntnis von dem Leben jedes einzelnen Menschen der auf
der ganzen weiten Erde existiert hat, daß Sie das Wort beispiellos keck
aussprechen können? - Stellen Sie die Allmacht Gottes der armseligen Kunst
des Uhrmachers gleich, der die tote Maschine nicht zu retten mag, vor dem
Verderben? - Sie sagen, der Ort, wo wir uns befinden sei nicht die Thebaische
Wüste, sondern ein kleiner Wald, der zwei Stunden von B*** liege und täglich
von Bauern, Jägern und andern Leuten durchstreift werde. Beweisen Sie mir
das!' - E.T.A. Hoffmann, Die Serapionsbrüder. München 1976
(zuerst 1819)
Idee,
fixe (2) Cavanna legt sich mit allen an; und das
mit einer Vulgarität, die man klassisch nennen könnte.
Aber er hat natürlich seine bevorzugten Zielscheiben: Priester,
Polizisten, Bürger. Die
letzte Nummer zeigt das Bild eines Polizisten, und der Text dazu lautet: »Rächen
wir Aldo Moro! Ermorden wir einen flic!« Außerdem hat er ein paar fixe
Ideen. Am hartnäckigsten wiederholt er die folgende: Ich weiß sehr wohl, was
die Rechte ist, und ich mag sie nicht; die Linke würde mir gefallen, wenn mir
nur jemand sagen könnte, wie und wo ich sie finden kann.
Angesichts der Zustände (in Frankreich, selbstverständlich) kann man ihm
nicht unrecht geben. - (scia)