ch, anderes    Als wir eine Wegstunde vom Saeter entfernt waren und die Dunkelheit dies blinde Gefühl vor den Augen dazu benutzte, daß das Verborgene in uns gewisser wurde, und das andere Ich schamloser, da bat ich Haakon, einen Augenblick anzuhalten. Ohne Erklärungen führte ich seine Hand gegen meine Schenkel. Als er fühlte, ich war nackend, versetzte er mir einen Stoß vor die Brust. Er spie mir ins Angesicht. Ich blieb reglos stehen, während er sich einige Schritte von mir entfernte. Er kam zurück, räusperte sich und spie abermals. Jetzt schlug er mit flacher Hand gegen meine Wangen. »Du wirst mich verraten«, gurgelte es aus ihm, »ich müßte dich töten.« Ich blieb reglos stehen. Ich wünschte nichts anderes, als daß er mich ermorde. Seine Hände legten mich um. Ich glaubte, er würde jetzt vollbringen, was er angekündigt. Mein Hals wurde umklammert. Aber nicht die Luft wurde mir fortgenommen. Mit seinen Nägeln zerkratzte er mir das Angesicht. Er zerkratzte mir Kinn und Stirn. Mit seinem Gürtelmesser brachte er mir einen Schnitt neben dem Ohr bei. Mit seinem Stiefelabsatz stieß er in meine Schenkel. Er zerriß mir die Jacke vom Hals abwärts bis zur Brust. Er richtete sich auf, mit einem Fuß auf meinem Arm stehend, mit dem anderen auf meinem Knie. Er ließ Harn über mich aus, daß meine Kleider naß und stinkend würden. Er wendete mich im Staub des Weges um. Er sagte: »Das war zwischen uns. Und niemand hat's gesehen. Gehe hin und sage, ich hätte die Magd vergewaltigt. Man wird dir's glauben.« - Hans Henny Jahnn, Perrudja. Frankfurt am Main 1966 (zuerst 1929)