ysterie
Nadelschluckerinnen sind Personen mit stark hysterischen Zügen,
die aus sadistisch-masochistischen Reizen die Sucht haben, Nadeln, Nägel und
andere metallene Gegenstände zu verschlucken. Bei der Leichenöffnung eines 36jährigen
Mädchens fanden sich im Kehlkopf 5, im Herzen und in der Aorta je 1, in der
Leber 12, zwischen Magen und Querdarm 5 Nadeln. Anamnestisch erfuhr man, daß
die Patientin oft ganze Päckchen von Nähnadeln verschluckt hatte. Im Magen eines
16jährigen hysterischen Dienstmädchens fanden sich 1916 u. a.: 58 Nägel, 22
Schrauben, 22 Sicherheitsnadeln, 15 Schlüssel, 10 Haken, 8 Stecknadeln, 3 Weckerschrauben
usw., insgesamt 210 Fremdkörper.
- (
erot
)
Hysterie
(2) Der Neurologe Nikolaus Friedrieh (1825 bis
1882) behandelte Hysterie, indem er die Klitoris hysterischer Patientinnen
verätzte, deren sexuelle Begierden seiner Meinung nach unmäßig waren. Der Gynäkologe
Alfred Hegar (1830-1924) nahm Eierstockentfernungen vor. Diese offenkundigen,
möglicherweise gutgemeinten medizinischen Vcrgewaltigungen des weiblichen Körpers
müssen als Spiegel breiter angelegter kultureller Bedrohungen angesehen werden,
die im Grunde mit weiblicher Sexualität in Zusammenhang standen. Außerdem überrascht
es nicht, daß die chirurgischen Bemühungen, Frauen von einer Krankheit zu heilen,
die in ihrer gesellschaftlichen Unterdrückung und männlicher Furcht wurzelte,
die Ordnung nicht wiederherstellten. Das ganz 19. Jahrhundert hindurch blieb
Hysterie das, was Thomas Sydenham (der »englische Hippokrates«) zweihundert
Jahre zuvor über sie gesagt hatte: »ein Durcheinander unordentlicher und unregelmäßiger
Phänomene«. - David B. Morris, Geschichte des Schmerzes. Frankfurt am Main 1996)
Hysterie (3)
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