ypnose  Der alte Mr. Yonklowitz kann nicht schlafen. Nächtelang, wochenlang wälzt er sich im Bett. Seine Kinder haben den Arzt gerufen, der hat ihm Schlaftabletten, Pillen, Sirup, Beruhigungsmittel verschrieben. Genutzt hat es gar nichts.

Schließlich beschließt der entnervte Nachwuchs, einen Hypnotiseur zu bestellen. Es fällt ihnen wirklich nicht leicht, aber sie wissen sich einfach nicht anders zu helfen. Sie müssen sogar einen Psychiater bitten, einen zuverlässigen Hypnotiseur zu empfehlen.

 Schließlich trifft der Mann ein, und die Kinder stellen ihn Yonklowitz vor. »Papa, das ist der Doktor. Ein Mann, der Wunder vollbringt. Ein Spezialist, der die Leute zum Einschlafen bringt.«

Der Hypnotiseur sagt: »Also, Mr. Yonklowitz, wenn Sie ein bisschen Vertrauen zu mir haben, schlafen Sie heute nacht wie ein Baby.« Er hält eine goldene Taschenuhr hoch und sagt: »Schauen Sie jetzt bitte fest auf die Uhr ... ja, so ist es gut.« Der Hypnotiseur läßt die Uhr pendeln und verfällt in einen langsamen Singsang:

»Links ... rechts ... Ihre Augen werden sehr müde ... sehr müde ... Jetzt werden Sie schlafen ... fest schlafen ...

Der Kopf des alten Mannes sinkt herab, seine Augen schließen sich, und sein Atem wird so regelmäßig wie der eines Babys. Der Hypnotiseur legt einen Finger auf die Lippen, damit die Kinder des alten Mannes ja keinen Lärm machen. Dann schleicht er sich auf Zehenspitzen hinaus.

Kaum hat die Tür sich geschlossen, macht der alte Mann vorsichtig ein Auge auf. »Ist der meshugener weg?« - (ji)

Hypnose (2)  »Dieser arme ausgehungerte Teufel trat zusammen mit seiner Frau auf, die er die gnädige Frau nannte, er im Frack und sie im. Abendkleid.   Die Frau hatte entweder ein weniger mühsames Leben geführt als er oder sie aß heimlich hinter seinem Rücken oder der Herrgott half ihr sonstwie, jedenfalls war sie fett wie ein Metzgerhund mit Fettpolstern unter dem  Gürtel und einem Hintern, der aus allen Röcken platzte; ihr Busen quoll  halb aus dem Ausschnitt heraus, zwei olivschwarze Augen schienen zwischen den halbgeschlossenen Augenlidern durchzusickern. Nachdem der Hypnotiseur aus seinem Zylinder Tauben, Fahnen, Papierkugeln und seidene Tüchlein hervorgeholt hatte, schläferte er seine Frau ein und ließ sie weiß werden wie ein Laken, und so eingeschläfert, ließ er sie mit befehlenden Gesten, die sie nicht sah, aber auf ihrer Haut wie Peitschenhiebe spürte, schnurstracks aus dem Saal hinausgehen, schickte sie in den anliegenden Gang und in ein kleines Kämmerchen, wo sie unbeweglich, immer noch mit geschlossenen Augen stehen blieb. Nach zehn Minuten fragte der Mann mit einer Donnerstimme, welche Nummern drei Herren aus dem Publikum auf gewisse Papierröllchen geschrieben hätten, die er gerade in diesem Augenblick auseinanderfaltete. Und die immer noch schlafende Frau sagte die Nummern haargenau so, als hätte sie die Blätter unter der Nase gehabt. . .«

»Kuriose Sache!« sagte der Onkel.

»Und weißt du, was Luigi d'Agata und Turi Grassi am zweiten Abend machten? ... Sie versteckten sich in dem Kämmerchen, und als die Ärmste mit ausgestreckten Händen und geschlossenen Augen erschien, nahm einer von ihnen, ich weiß nicht mehr wer, sie ohne alle Umstände und vernaschte sie in aller Bequemlichkeit.«

»Was erzählst du mir da? Ich bin starr vor Staunen. Und die Frau wachte nicht auf?«

»Was soll ich dir sagen? Sie wachte nicht auf, oder sie tat, als ob sie weiterschliefe, um keinen Skandal zu machen und ihr Brot nicht zu verlieren . . . oder weil es ihr gefiel.«  - Vitaliano Brancati, Bell'Antonio. Frankfurt am Main 1961 (zuerst ca. 1950)

Hypnose (3) Es mutet wie eine Art gerechter Ausgleich an, daß der Krake, der seine Beute fasziniert, wenn nicht gar hypnotisiert, möglicherweise selbst hypnotisierbar ist. Die wirksamste Methode besteht darin, daß man ihn fixiert, indem man ihn in der Hand hält und die Tentakel herunterhängen läßt, wobei darauf zu achten ist, daß er sich mit ihnen nicht am Arm festklammert, denn das würde das Experiment stören. Es tritt dann eine richtiggehend hypnotische Wirkung ein: Das Tier atmet oberflächlich und bleibt vollkommen reglos und passiv. Hebt man einen seiner Tentakel in die Höhe, fällt er sogleich wieder hinunter, während die Reaktion in normalem Zustand diametral entgegengesetzt ist. J. ten Cate, der solche Experimente durchgeführt hat, erklärt, der Gegensatz sei fast unglaublich. Man kann einen Kraken wie einen Ball von einer Hand in die andere werfen, ohne daß er ein Lebenszeichen von sich gäbe. Um ihn wieder aufzuwecken, muß man ihn mit einem geeigneten Instrument kräftig zwicken.  - (krak)

Hypnose (4)  »Ah!« schrie ich und schlug noch einmal wild um mich, kam dann zappelnd hoch, schaute mit starrem Blick um mich, fiel hinab m das Grab mit dem schrecklichen Fleisch, und der Zug fuhr über mich hinweg, und der Regen prasselte in das Grab, und Crumley schlug mir klatschend ins Gesicht, und ein säuerlich riechender Schwall schoß mir aus dem Mund.

Crumley brachte mich hinaus in den Garten, an die frische Luft, vergewisserte sich, daß ich normal atmete, putzte mich ab, ging dann nach drinnen, um sauberzumachen, und kam wieder heraus.

»Mann«, begann er. »Es hat geklappt! Wir haben mehr erfahren, als wir gehofft hatten!«

»Ja«, stimmte ich matt zu. »Ich hab seine Stimme gehört. Und er hat genau das gesagt, was ich erwartet hab. Das, was ich auf das Titelblatt für dein Buch geschrieben hab. Aber ich hab seine Stimme ganz deutlich gehört, hab jetzt eine ganz klare Vorstellung von ihm. Wenn ich ihm das nächste Mal begegne, ganz gleich wo, erkenne ich ihn bestimmt. Wir sind nah dran, Crum, ganz nah. Der entkommt uns nicht mehr! Jetzt hab ich auch noch was, woran ich ihn viel sicherer erkenne.«

»Was?«

»Er riecht wie eine Leiche. Ich hab das damals nicht bemerkt, oder falls doch, war ich zu aufgeregt und hab's wieder vergessen. Aber jetzt ist es wieder da! Er ist tot, oder wenigstens schon so gut wie tot. Tote Hunde, die auf der Straße herumliegen, riechen wie er. Sein Hemd, seine Hose, sein Mantel, alles modrig und alt. Sein Fleisch noch viel schlimmer.«   - Ray Bradbury, Der Tod ist ein einsames Geschäft. Zürich 1989

Hypnose (4)

- Wooden Shjips, These Shadows (aus: Back to land, 2013)

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