yperraum Wie
ein Schiffbrüchiger, der sich, vom aufgewühlten Meer hingeschleudert, platt
an seinen glitschigen Basaltfelsen drückt, lebt Corfo sozusagen an die drei
Dimensionen eines jeden Tages geklammert, aus Angst,
in die vierte abzurutschen. Das ist ihm schon ein paarmal passiert, und jedes
Mal unter unsäglichen Widerwärtigkeiten. An Neujahr war er drei ganze Tage lang
in einem Hyperraum eingeschlossen gewesen, bei dem man absolut nicht herausfinden
konnte, was der Boden und was die Decke war. Der Raum wurde nicht von vier Wänden
begrenzt, sondern von acht Zimmern der gewöhnlichen Art, die noch dazu auf ziemlich
undurchschaubare Weise ineinander verschachtelt waren. Zum Beispiel genügte
es, von irgendeinem Winkel aus fünf oder sechs Schritte in irgendeine Richtung
zu machen, und man befand sich wieder am Ausgangspunkt. Diese Zimmer waren voller
Türen, und einige dieser Türen waren so etwas wie Abstellräume, sie öffneten
sich also nicht, sondern man mußte, um hinauszukommen, in sie hineingehen, und
gleich darauf stand man, auf rätselhafte Weise, im selben Zimmer wie zuvor;
nur daß man jetzt, wenn man rechts hinausgegangen war, links wieder hereinkam,
und wenn man von unten hinausging, erschien man von oben wieder. Überall herrschte
eine, gelinde gesagt, abscheuliche Kälte. Was die Lage noch beschwerlicher machte,
war das Fehlen von Betten, von Nahrung, ja sogar von Wasser: Tatsächlich muß
es sich um einen noch unbewohnten Neubau gehandelt haben, denn es gab nicht
einmal elektrischen Strom; und obwohl das Zimmer beziehungsweise die Zimmer
keine Fenster hatten, zog es von allen Seiten. Außerdem gab es Mäuse, die wie
verrückt an den zweiunddreißig Zimmerkanten entlang liefen, oder vielleicht
war es nur eine einzige Maus, entlang einer einzigen, von allen acht Zimmern
gleichzeitig sichtbaren Kante, die durch ein kleines Loch herein- und durch
ein anderes wieder hinausschlüpfte; aber dieses Hinausschlüpfen war auch ein
Hereinkommen, so daß einen das ganze Mäusegetümmel plötzlich an eines jener
besonders bewegten Finale der Beethoven-Quartette denken ließ. - J. Rodolfo Wilcock,
Das Stereoskop der Einzelgänger.
Freiburg 1995 (zuerst 1972)
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