urenvision Sie war, weiß Gott, ein schönes Tier mit üppigen Formen, mit dunklen, funkelnden Augen, mit einer tiefen, harten Stirn und einem Helm aus anthrazitschwarzem Haar - ein Tier, offensichtlich für die Prostitution geschaffen, das Männer unschwer verrückt machen konnte.
Mit einigen schnellen Sätzen teilte Leonard ihr seinen Plan mit. Ein wahrhaftig verzweifelter Plan, der noch wilder als wahnsinnig war.
Er bestand darin, ohne großes Theater die Kehlen nicht nur aller anwesenden Besucher, sondern auch derjenigen durchzuschneiden, die in den nächsten Tagen kommen würden. Die erregende Boulotte würde die Beute anlocken, die Leichen wollte man in einen alten Brunnen werfen, der sich im Haus befand.
Wenn man es geschickt anstellte, würde es einige Tage dauern. Und wenn die Preußen die Stadt dann noch nicht geräumt hätten, würde man sich so nett wie möglich töten lassen. Was die Bewohnerinnen des Hauses betraf ...
Diese zwei Wesen waren so sehr füreinander geschaffen, dass die Boulotte
nicht einmal zusammenzuckte. Weit davon entfernt: Ihre Augen weiteten sich wie
im abgeklärten Anblick einer heiligen Vision. Der Gedanke an den Tod, an den
unvermeidlichen Tod bedeutete ihr nichts, und ohne dass sich auch nur ein Muskel
bewegte - so ruhig war der Fluss ihres Willens — gab sie in einem langen und
furchtbaren Begeisterungskuss ihr ganzes Leben für diesen blutrünstigen Mann
hin, wie sie ihm ihren ganzen Körper hingegeben hatte. -
Léon Bloy, Blutschweiß. Berlin 2011 (zuerst 1893)
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