ungerleider  Als Toter habe er endlich Zeit für Dinge gefunden, die er zu Lebzeiten vernachlässigt habe, so habe er Gazetten gelesen, in denen nicht Rezepte stünden, sondern Neuigkeiten, und gepackt hätten ihn die Bekenntnisse eines Piraten, der aus dem Seeräuberstaat Algerien stamme, in seinen Gefängnismemoiren schildere er Hungersnöte im afrikanischen Hinterland, wo die, welche die Toten zählten, beim Zählen verhungerten, und er habe Berichte aus fernen Ländern wie Irland gelesen, was es dort für Hungerzüge gebe, und in der Schilderung einer Reise durch den geheimnisvollen Balkan habe er ähnliche Darstellungen gefunden.  Fürst  Theatrow stimmte dem bei: Er habe nicht umsonst in seiner Kutsche Vorhänge anbringen lassen. Auf seinen Fahrten von St. Petersburg nach Paris, was man da unterwegs an Hungerleidern antreffe, direkt neben den Hauptwegen, das sei geradezu beleidigend. - Hugo Loetscher, Die Papiere des Immunen. Zürich 1986

Hungerleider (2)  Spitzka u. a. haben den Geschlechtstrieb auch als protoplasmatischen Hunger betrachtet und ihn auf jene Vorgänge bei Protozoen zurückgeführt, als unsere Protozoen Ahnen einander bei der Kopulation absorbierten. J. Roux betont in ähnlicher Weise, daß das sexuelle Bedürfnis ein Bedürfnis des ganzen Organismus sei, und daß wir »mit dem ganzen Körper lieben«. Er vergleicht deshalb den Geschlechtstrieb mit dem Hunger und unterscheidet zwischen dem den ganzen Organismus ergreifenden »sexuellen (Geschlechts-) Hunger« und dem »sexuellen Appetit« als einem mehr lokalisierten Verlangen; er kommt zu dem Schlusse, daß das sexuelle Bedürfnis eine Seite des Ernährungsbedürfnisses sei. In Anlehnung an diese Gedanken nennt van de Velde Eheleute, die sich aus welchen Gründen immer längere Zeit des Geschlechtsverkehrs enthalten, »sexuelle Hungerleider«   - (erot)
 
 

Hunger

 

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