undewaschen  Mrs. Caypor stand mit aufgekrempelten Ärmeln und in einer langen weißen Schürze an einem Ende der Badewanne, und Caypor, nur in Hose und Unterhemd, das die fetten sommersprossigen Arme freiließ, war gerade im Begriff, den unseligen Hund einzuseifen.

»Wir müssen das immer spätabends erledigen«, erklärte er, »weil die Fitzgeralds das Bad mit benutzen, und die würden einen Schlaganfall kriegen, wenn sie wüßten, daß wir den Hund in derselben Wanne waschen. Wir warten darum ab, bis sie schlafen gehen. So, Fritzi, nun zeig dem anderen Herrchen mal, wie anständig du dich benehmen kannst, wenn ich dir das Gesicht schrubbe.«

Das arme Vieh, tiefgeknickt, aber ganz schwach wedelnd, um zu zeigen, daß es dem Gott, der es nach seinem unerforschlichen Ratschluß so niederträchtig behandelte, nichts nachtrug, stand mitten in der halbgefüllten Badewanne, und Caypor schäumte ihn mit seinen großen fetten Händen über und über ein, wobei er ununterbrochen redete.

»Was für ein schöner Hund wirst du sein, wenn du wieder so weiß bist wie frisch gefallener Schnee! Und dein Herrchen ist dann stolz wie ein Spanier, wenn er dich Gassi führt, und alle kleinen Hundedamen fragen, wer denn dieser wunderschöne aristokratische Bullterrier ist, der da schreitet, als ob ihm die ganze Schweiz gehörte? Nun halt aber still und laß dir die Ohren waschen! Wie sieht denn das aus, wenn du mit ungewaschenen Ohren auf die Straße gehst wie ein ungezogener kleiner Schuljunge. Noblesse oblige. Jetzt wird dir auch die schwarze Nase geputzt. O weh — nun hast du Seife in deine armen rosa Äuglein bekommen, das brennt scheußlich, was?«

Mrs. Caypor hörte sich den ganzen Unsinn mit freundlichem, trägem Lächeln auf dem flachen reizlosen Gesicht mit an und griff vorsorglich nach einem Handtuch.

»Und nun wird untergetaucht. Hau-ruck!« Caypor packte den Hund an den Vorderbeinen und schleifte ihn ein-, zweimal durchs Wasser. Der Hund zappelte, planschte und spritzte verzweifelt. Caypor hob ihn aus der Badwanne. »So, und nun läßt du dich schön brav von Mutti abtrocknen.«

Mrs. Caypor setzte sich auf einen Schemel, klemmte den Hund zwischen ihre kräftigen Schenkel und rubbelte ihn, daß ihr der Schweiß auf die Stirn trat. Endlich stand Fritzi blendend weiß da, noch etwas erschüttert und hechelnd, aber sein süßes dummes Gesicht strahlte Glück aus, weil alles vorüber war.  - W. Somerset Maugham, Der Verräter. In: W.S.M., Ashenden oder Der britische Geheimagent. Zürich 1976

 

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