undeschaft
Es ist ja, wenn ichs bedenke — und dies zu tun habe ich Zeit und
Lust und Fähigkeit —, mit der Hundeschaft überhaupt wunderbar bestellt. Es gibt
außer uns Hunden vielerlei Arten von Geschöpfen ringsumher, arme, geringe, stumme,
nur auf gewisse Schreie eingeschränkte Wesen, viele unter uns Hunden studieren
sie, haben ihnen Namen gegeben, suchen ihnen zu helfen, sie zu erziehen, zu
veredeln und dergleichen. Mir sind sie, wenn sie mich nicht etwa zu stören versuchen,
gleichgültig, ich verwechsle sie, ich sehe über sie hinweg. Eines aber ist zu
auffallend, als daß es mir hätte entgehen können, wie wenig sie nämlich, mit
uns Hunden verglichen, zusammenhalten, wie fremd und stumm und mit einer gewissen
Feindseligkeit sie aneinander vorübergehen, wie nur das gemeinste Interesse
sie ein wenig äußerlich verbinden kann und wie selbst aus diesem Interesse oft
noch Haß und Streit entsteht. Wir Hunde dagegen! Man darf doch wohl sagen, daß
wir alle förmlich in einem einzigen Haufen leben, alle, so unterschieden wir
sonst sind durch die unzähligen und tiefgehenden Unterscheidungen, die sich
im Laufe der Zeiten ergeben haben. Alle in einem Haufen! Es drängt uns zueinander
und nichts kann uns hindern, diesem Drängen genugzutun, alle unsere Gesetze
und Einrichtungen, die wenigen, die ich noch kenne und die zahllosen, die ich
vergessen habe, gehen zurück auf die Sehnsucht nach dem größten Glück, dessen
wir fähig sind, dem warmen Beisammensein. Nun aber das Gegenspiel hierzu. Kein
Geschöpf lebt meines Wissens so weithin zerstreut
wie wir Hunde, keines hat so viele, gar nicht übersehbare Unterschiede der Klassen,
der Arten, der Beschäftigungen. Wir, die wir zusammenhalten wollen, — und immer
wieder gelingt es uns trotz allem in überschwenglichen Augenblicken — gerade
wir leben weit von einander getrennt, in eigentümlichen, oft schon dem Nebenhund
unverständlichen Berufen, festhaltend an Vorschriften, die nicht die der Hundeschaft
sind; ja, eher gegen sie gerichtet. Was für schwierige Dinge das sind, Dinge,
an die man lieber nicht rührt — ich verstehe auch diesen Standpunkt, verstehe
ihn besser als den meinen —, und doch Dinge, denen ich ganz und gar verfallen
bin. Warum tue ich es nicht wie die anderen, lebe einträchtig mit meinem Volke
und nehme das, was die Eintracht stört, stillschweigend hin, vernachlässige
es als kleinen Fehler in der großen Rechnung, und bleibe immer zugekehrt dem,
was glücklich bindet, nicht dem, was, freilich immer wieder unwiderstehlich,
uns aus dem Volkskreis zerrt. - (
kaf
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