undekatze Miacis, der selbst aus der Sippe der Insektenfresser kam, stach unter anderem durch ein vergleichsweise großes Gehirn hervor. Außerdem besaß er Spreizfüße, was auf eine baumbewohnende Lebensweise schließen läßt. Vielleicht hat er deshalb im Dinopark überlebt, während es mit seinen am Boden lebenden Vettern, den Greodonten, den Bach hinunterging. Vor allem hatte sich der Urvater aller Hunde und Katzen aber als erster die vier Fangzähne zugelegt, mit denen sich ein echter Raubsäuger von allen anderen Fleischfressern abhebt. Durch diese phänomenale Errungenschaft grub Miacis allen anderen Beutegreifern im Kampf ums Dasein das Wasser ab.

Obwohl das »Erfolgsmodell« Miacis rasch die Konkurrenz verdrängte, war ihm kein langer Triumph beschert. Der Prototyp wurde in rascher Folge von verschiedenen Varianten von »Miaciden« abgelöst, aus denen sich schließlich die heutigen Raubtiere (Carnivora) entwickelten, zu denen unter anderem die Hunde, Katzen und Bären gehören. Offenbar herrschte damals ein sehr starker Druck, sich auf separate Formen des Nahrungserwerbes zu spezialisieren. Die Katzenartigen fanden ihren Dreh als nachtaktive Jäger, die ihre Beute als Einzelkämpfer aus dem Hinterhalt anspringen. Die Hundeartigen, die ihre Beute durch Hetzjagd im Rudel fangen, belegten eine andere ökologische Nische mit Beschlag.

Allerdings ist der Evolution die Schöpfung der modernen Carnivora nicht immer im Handumdrehen geglückt. Bären und Hundeartige waren eine Zeitlang nur in einer Zwischenform als »Bärenhunde« präsent. Womöglich wäre nur eine winzige Änderung im Reigen von Mutation und Selektion nötig gewesen, und das Füllhorn der Evolution hätte eine »Hundekatze« ausgespuckt. - Akif Pirinçci, Cave Canem. München 1999

Hundekatze (2) Sie sind wie Hund und Katz, sagt man. Doch mein Nachbar hier auf dem Land hat vier Hunde und eine Katze, die keineswegs wie Hund und Katz sind; sie leben nicht nur friedlich miteinander, sondern die Hunde tun alles, um der Katze die mit höchstem schauspielerischen Einsatz aufrechterhaltene Illusion zu lassen, sie sei ein Hund. Doch das ist eine eigene Geschichte: Ich würde sie gerne so erzählen können, wie Tschechow die Geschichte vom Hündchen Kastanka erzählt. Die Tatsachen sind jedenfalls folgende: Als Waise und einzige Überlebende des ganzen Wurfes wurde die Katze von einer Hündin gesäugt, der man nur eines ihrer Welpen gelassen hatte. Sie tollte mit ihrem Milchbruder herum und wurde von ihrer Ziehmutter und den anderen beiden Hunden gleich behandelt. Keiner machte ihr den Platz am Tisch streitig, das heißt an dem Tonnapf, in dem ihnen das Futter serviert wurde, oder der Knochen zum Abnagen.

Niemals wurde sie angeknurrt; ja die Hunde verhielten sich ihr gegenüber sogar toleranter als untereinander. Trilussas Hund sagt: »Wohl wissend, daß sie eine Katze war, suchte ich sie zu behandeln wie einen Hund.« Diese Hunde hier aber haben die Katze noch viel besser behandelt als einen Hund, indem sie sich ihrer nimmermüden Lebhaftigkeit und ihren Launen unterordneten. Aber sie wußten immer, daß sie eine Katze ist, das ist es. Die Katze dagegen weiß nicht, daß sie eine Katze ist. Sie hält sich für einen Hund. Manchmal für einen körperbehinderten, manchmal für einen besonders begabten Hund, dessen Virtuosität allen anderen Hunden unerreichbar bleibt. Doch egal, ob sie nun den Hund spielt, ihr Miauen unterdrückt und wie die anderen voll Freude ihrem Herrn entgegenläuft, wenn er mit dem Gewehr aus dem Haus tritt, oder ob sie ein Katzenkunststück vollführt und einen Baum bis in den Wipfel erklettert, es ist ein Drama für sie. Den Höhepunkt dieses Dramas hat sie wahrscheinlich am ersten Tag der diesjährigen Jagdsaison erlebt. Auch sie war mit ihrem Herrn mitgelaufen und hatte zunächst alles getan, um sich so munter und fröhlich zu geben wie die anderen Hunde. Doch dann war sie müde geworden, hatte die Lust am Laufen und Springen verloren und sich abgesetzt. Und schließlich hatte sie sich verirrt. Abends kam sie nicht nach Hause. Die vom Jagdfieber erfaßten Hunde hatten nicht mehr auf sie geachtet, und als sie dann wahrscheinlich auf dem Heimweg merkten, daß sie nicht mehr da war, bekamen sie vielleicht Gewissensbisse. Möglicherweise haben sie sie sogar gesucht. Wie dem auch sei, am nächsten Abend war die Katze wieder da, und die Hunde, besonders ihr Milchbruder, begrüßten sie überschwenglich. Die Katze aber zeigte sich abweisend, als der Bruder sie aufforderte, mit ihm zu spielen; sie war gleichgültig, melancholisch. Vielleicht hatte sie nun begriffen, daß sie kein Hund war, und daß die anderen sie liebevoll betrogen, wenn sie sie als Hund behandelten. Sie lebt jetzt weiter wie zuvor, doch mit einer gewissen Müdigkeit und Gleichgültigkeit, als wäre sie unversehens gealtert. »Wenn ich kein Hund bin, was in Gottes Namen bin ich denn dann?« scheint sie sich zu fragen, wenn sie abseits von den anderen zusammengerollt auf einem Stuhl liegt: wie eine Katze. - (scia)

Katze Hund Tiere, gemischte
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